Springe direkt zu Inhalt

Traditional medicine and the biomedical health sector on Zanzibar

Ein Arzt auf Zanzibar bei der Diagnose-Findung

Ein Arzt auf Zanzibar bei der Diagnose-Findung
Bildquelle: (Foto: C. Meier zu Biesen)

Projektkooperation zwischen der NGO "Südtiroler Ärzte für die Dritte Welt", dem Institut für Ethnologie (Prof. Hansjörg Dilger), und dem Gesundheitsministerium Sansibar

Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Caroline Meier zu Biesen

Seit vielen Jahren beobachten Mitarbeiter der NGO Südtiroler Ärzte für die Dritte Welt – ein Zusammenschluss von Ärzten, Krankenpflegern und freiwilligen Helfern mit Einsatzgebieten in den so genannten „Entwicklungsländern“ – dass Patienten bevorzugt, teilweise ausschließlich "traditionelle Medizin" nutzen bzw. "traditionelle Heiler" im Krankheitsfall konsultieren. Auch auf der ostafrikanischen Insel Sansibar sind traditionelle Heiler (Herbalisten, Hebammen und spirituelle Heiler) eine wichtige Institution der Gesundheitsversorgung für die lokale Bevölkerung: Diese umfasst sowohl die medizinisch-therapeutische Behandlung mit Heilpflanzen und/oder animalischen bzw. mineralischen Substanzen, als auch das rituelle Lesen des Qur´an und die Behandlung von Geister-Besessenheit in spirituellen Heilungsritualen. 

Im Jahr 2008 wurden traditionelle Heiler auf Sansibar durch eine vom Gesundheitsministerium verabschiedete Gesetzgebung offiziell legitimiert und registriert. Die Tatsache, dass diese staatliche Anerkennung dabei bisher noch kaum Auswirkungen auf die Einbeziehung von Heilern in die Gesundheitsversorgung hatte, veranlasste die Südtiroler NGO dazu, in Kooperation mit dem Institut für Ethnologie eine ethnographische Studie zu den Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Biomedizinern und traditionellen Heilern auf Sansibar durchzuführen. Diese Studie umfasst eine 2 ½ monatige Erhebung vor Ort (November 2011-Januar 2012), in der semistrukturierte Interviews mit Heilern, Ärzten, Regierungsvertretern und Patienten durchgeführt werden. Zusätzlich wird in Form von quantitativen Fragebögen das health-seeking behaviour von Patienten auf Sansibar untersucht. Die Patienten werden aus unterschiedlichen Gesundheitsinstitutionen (staatliche und private Krankenhäuser sowie traditionelle Heilkliniken) rekrutiert.

Ziel der ethnographischen Studie ist es zum einen – von der Perspektive der Patienten ausgehend – das gesundheitssuchende Verhalten von einem Teil der Bevölkerung zu eruieren und zu ermitteln, welche Behandlungsmöglichkeiten (biomedizinisch oder traditionell) in welchem Krankheitsfall präferiert oder auch komplementär genutzt werden. Ferner soll die Studie als Grundlage dazu dienen, eventuelle Lücken in der Gesundheitsversorgung aufzudecken und helfen, eine verbesserte Kommunikation zwischen Biomedizinern und traditionellen Heilern aufzubauen und gegenseitige Vorurteile abzubauen. Die Ergebnisse sollen langfristig dazu beitragen, praktische Wege der Zusammenarbeit für die dringendsten Krankheiten der Insel zu liefern und somit dem Aufbau einer zukünftigen Kollaboration zwischen Biomedizin und dem traditionellem Heilungssektor dienen.

 

Publikationen

  • Meier zu Biesen, Caroline, Hansjörg Dilger, Tanja Nienstedt: Bridging gaps in health care and healing: Traditional medicine and the biomedical health care sector in Zanzibar. Berlin: Freie Universität Berlin. ISBN 978-3-00-040272-2; ISBN-A 10.978.300/0402722.
  • Meier zu Biesen, Caroline: Globale Epidemien - Lokale Antworten: Eine Ethnographie der Heilpflanze Artemisia annua in Tansania. Frankfurt a.M.: Campus.

 

SFB 1171 Affective Societies
BGSMCS
Berlin Southern Theory Lecture