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SFB-Projekt: Transkulturelle emotionale Repertoires im und durch Reality TV (Affective Societies B02)

Projektlaufzeit:
01.10.2015 — 30.06.2019

"Transkulturelle emotionale Repertoires im und durch Reality TV" ist das kommunikationswissenschaftliche Teilprojekt im neu eingerichteten DFG-Sonderforschungsbereich "Affective Societies. Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten". Analysiert wird, welche affektiven Dynamiken durch global distribuierte Unterhaltungsformate wie Casting- und Datingshows entstehen. Das Projekt untersucht, inwieweit die im deutschen Reality TV zu verzeichnende deutliche Präsenz von Migrant_innen nicht nur als Option einer emotional basierten Teilhabe an der Mehrheitsgesellschaft („Cultural Citizenship“) zu verstehen ist, sondern auch zur Konstitution neuer, transkultureller Emotionsrepertoires beiträgt.

Das Forschungsprojekt ist Teil des Sonderforschungsbereichs „Affective Societies. Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten“. Im Rahmen des SFBs beschäftigen sich Wissenschaftler_innen aus zehn Disziplinen der Sozial- und Kulturwissenschaften in 16 Teilprojekten mit affektiven und emotionalen Dynamiken, die mit sozialen und kulturellen Mobilitätsprozessen verbunden sind. Damit soll der grundlegenden Bedeutung von Emotionalität und Affektivität für das soziale Zusammenleben in mobilen, vernetzten und mediatisierten Welten des 21. Jahrhunderts Rechnung getragen werden.

Das an der Arbeitsstelle Journalistik angesiedelte Teilprojekt Transkulturelle emotionale Repertoires im und durch Reality TV (Affective Societies B02) untersucht welche affektiven Dynamiken durch global distribuierte Unterhaltungsformate wie Casting- und Datingshows entstehen und befasst sich mit den Wirkungen weltweit gehandelter Formate des performativen Realitätsfernsehens auf lokale Emotionskulturen und auf die Herausbildung transkultureller Emotionsrepertoires. Der weltweite Handel erfolgreicher Fernsehformate wie beispielsweise „Next Top Model“ (siehe Karte) führt zur weltweiten Zirkulation (vermeintlich) global-universeller Emotionen und Affekte, die wiederum lokal-partikulär adaptiert und angeeignet werden. Vor diesem Hintergrund betrachten wir kulturelle und soziale Dimensionen des globalen Handels mit Reality TV Formaten als mobile, grenzüberschreitende Vermittler von Emotionen und Affekten und stellen Überlegungen dazu an, inwieweit die im deutschen Reality TV zu verzeichnende deutliche Präsenz von Migrant_innen nicht nur als Option einer emotional basierten Teilhabe an der Mehrheitsgesellschaft („Cultural Citizenship“) zu verstehen ist, sondern auch zur Konstitution neuer, transkultureller Emotionsrepertoires beiträgt. Die behandelten Formate werden dabei als Elemente einer globalen Ökonomie des Affektiven (Ahmed) verstanden, durch die symbolische Ressourcen in lokale Lebenswelten eingespeist und dort kontextspezifisch angeeignet werden.

Übersichtskarte der Länder/Regionen, in denen aktuell oder in der Vergangenheit Adaptionen des Formats „Next Top Model“ ausgestrahlt wurden, Quelle: Wikipedia

Übersichtskarte der Länder/Regionen, in denen aktuell oder in der Vergangenheit Adaptionen des Formats „Next Top Model“ ausgestrahlt wurden, Quelle: Wikipedia

Affektive Dynamiken der Rezeptionssituation wurden bislang in der Kommunikationswissenschaft kaum untersucht. Das Projekt wird diese daher gezielt in den Blick nehmen und neue methodische Zugänge entwickeln, um die Zusammenhänge zwischen ökonomisch induzierter Produktion, globaler Zirkulation sowie Rezeption und Aneignung der Formate durch kulturell diverse Publika zu analysieren. Dabei werden erstmals Fragen zur Vergemeinschaftung durch Rezeption und Aneignung transkultureller emotionaler Repertoires gestellt. Das Projekt liefert damit empirisch gestützte Einsichten in die gesellschaftlich wirksame Dimension des Affektiven im Reality TV. Insbesondere der multimethodische Zugang verspricht dabei bislang nicht verfügbare Einblicke in die Affizierungsstrategien audiovisueller Medienangebote und deren vielfältige Wirkweisen.

MedienLabor
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