Sprechstunde
... in der Vorlesungszeit: Mittwoch, 15-16 Uhr
Anmeldung bitte auf dem Aushang an meiner Bürotür.
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Leitfaden und Formulare können unter folgenden Links heruntergeladen werden:
Politikwissenschaft für das Lehramt: Bachelor (BA) | Master (M.Ed.)
Dominique Miething vertritt seit Oktober 2017 die Professur für Politikdidaktik und politische Bildung. Seit Oktober 2016 ist er als Gastdozent am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft beschäftigt.
Im Juli 2016 hat er seine Promotion als Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung abgeschlossen. Im Rahmen seiner Dissertation hat Dominique Miething die transnationale Rezeption des Philosophen Friedrich Nietzsche im Anarchismus erforscht.
Nach Abschluss seines Lehramtstudiums im Jahr 2012 hat er als Museumspädagoge im Jüdischen Museum Berlin Führungen und Workshops für Schulklassen und Erwachsene zu den Themen "Aufbruch in die Moderne: Vom Kaiserreich in die Weimarer Republik" und "Zwischen Anpassung und Selbstbestimmung: Identitätsentwürfe jüdischer Deutscher im 19. Jahrhundert" durchgeführt.
Vor seiner Rückkehr an die Universität hat Dominique Miething im Deutschen Historischen Museum an der inklusiv gestalteten Sonderausstellung "Deutscher Kolonialismus. Fragmente seiner Geschichte und Gegenwart" (14. Oktober 2016 bis 14. Mai 2017) mitgearbeitet und das pädagogische Programm zu den Ausstellungen "Immer bunter. Einwanderungsland Deutschland" (21. Mai bis 16. Oktober 2016) sowie "Angezettelt. Antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute" (20. April bis 31. Juli 2016) mitbetreut.
"[Aller politischer Unterricht] müßte [...] in Soziologie sich verwandeln, also über das gesellschaftliche Kräftespiel belehren, das hinter der Oberfläche der politischen Formen seinen Ort hat." Mit diesem Aufruf beendete Theodor W. Adorno seinen berühmt gewordenen Radiovortrag "Erziehung nach Auschwitz" (1966), der auch deshalb seine Aktualität aufbewahrt hat, weil er den für die politische Bildung wichtigen Begriff der Autonomie ethisch präzisiert, nämlich als "Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum Nicht-Mitmachen." Dieser Vortrag ist einer jener Grundlagentexte, um die der erste Teil des Seminars kreist, in dem wir uns der auszugsartigen Lektüre ausgewählter Klassiker der politischen Bildung widmen. Im zweiten Teil befassen wir uns mit aktuellen Themen der politischen Bildung, z.B. Inklusion, Einsatz videographierter Unterrichtssequenzen zur Förderung der Urteilsbildungskompetenz bei Lehrkräften, kritische politische Bildung, Frieden als Zielkategorie, die Geschichtsschreibung der eigenen Wissenschaftsdisziplin.
Die Vorlesung vermittelt Grundprinzipien der politischen Bildung und lädt die Teilnehmer*innen zur Reflexion darüber ein, was politische Bildung sein sollte (normativ) und ist (deskriptiv). Dazu gehört ebenfalls eine einführende Befassung mit jener wissenschaftlichen Disziplin, die sich mit politischen Lehr- und Lernprozessen auseinandersetzt: die Politikdidaktik.
Der Schwerpunkt der Vorlesung liegt auf der Vorstellung von aktuellen und klassischen Themenfeldern der politischen Bildung: Inklusion, Demokratie- und Friedensbildung, politische Bildung in der Grundschule, Soziale Arbeit, ökonomische Bildung zwischen Affirmation und Emanzipation, Gedenkstättenpädagogik, historisch-politische Bildung mit Geflüchteten, Genderreflexivität, Rassismuskritik und postkoloniale Sensibilität, Antisemitismusprävention, außerschulische Lernorte im Politikunterricht. Diese und weitere Themen werden von eingeladenen Expert*innen aus der Praxis präsentiert und mit den Teilnehmer*innen der Vorlesung diskutiert.
Semesterplan (PDF)
„Demokratiebildung“ ist eine zentrale Aufgabe der Politischen Bildung in der Schule. Was Lehrer*innen und Schüler*innen unter „Demokratie“ verstehen und welche Konsequenzen sie daraus für ihre (zukünftige) Rolle als Bürgerinnen und Bürger („les citoyens“) ziehen, wird damit notwendigerweise zum Gegenstand des Politikunterrichts. Vor allem in der Oberstufe findet schließlich eine explizite Auseinandersetzung mit Demokratietheorien statt. Um die Einbettung entsprechender Theorien in die spätere Unterrichtsplanung zu erleichtern, befassen wir uns im Seminar mit der Lektüre und erproben die exemplarische Vermittlung „klassischer“ Texte aus der politischen Ideengeschichte, die u.a. der folgende, zur Anschaffung empfohlene Band enthält: Peter Massing, Gotthart Breit, Hubertus Buchstein. „Demokratietheorien. Von der Antike bis zur Gegenwart.“ 8. Auflage. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag, 2012. Erhältlich bei der Landeszentrale für politische Bildung, Berlin.
Das Seminar beschäftigt sich mit Grundfragen der Politikdidaktik und legt seinen Schwerpunkt auf die ersten Schritte der Planung von Politikunterricht in der Schule. Thematisiert werden die Bedeutung des Politikbegriffs für den Politikunterricht, Analysemodelle für politische Probleme, das Modell der Politikkompetenz und seine Kompetenzdimensionen, politikdidaktische Prinzipien und Methoden. Außerdem befassen wir uns mit Inklusion sowie historischem Lernen als notwendige Dimensionen politischer Bildung. Der Besuch zweier außerschulischer Lernorte rundet das Seminar ab.
Sie nehmen am Praxissemester an einer Berliner Schule teil, erproben Ihre während des Studiums erworbenen politikdidaktischen Kenntnisse bei der selbstständigen Planung und Durchführung von Unterricht und reflektieren nach einem Unterrichtsbesuch gemeinsam mit einer betreuenden Dozentin oder einem betreuenden Dozenten die von Ihnen gezeigte Stunde im Fach "Politische Bildung".
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg reflektierte der Philosoph Constantin Brunner (1862-1937) über die „Antisemitenfrage“ und richtete die Aufmerksamkeit seines Lesepublikums auf den politisch organisierten Hass auf Juden und Jüdinnen, der durch deren jüngst errungene, aber fragile bürgerliche Emanzipation in Deutschland nicht überwunden ward. In seinem Buch „Der Judenhass und die Juden“ (1918) thematisierte Brunner zwei bis heute relevante Aspekte für die Erforschung des Antisemitismus: die Ursachen der Judenfeindschaft sind in den Fantasien ihrer Trägerinnen und Träger zu suchen und von ihrem Welterklärungsmuster geht eine Gefahr für die gesamte Gesellschaft aus.
Das Seminar führt in das Thema ein, indem wir uns zuerst einen (ideen-)geschichtlichen Überblick zu den Ursprüngen der Judenfeindschaft verschaffen. Der darauffolgende Teil bildet den inhaltlichen Schwerpunkt. Wir befassen uns mit ausgewählten Texten und Theorien aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, die einen jeweiligen Beitrag zur Erforschung des Antisemitismus leisten. Dadurch sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars ein möglichst differenziertes Verständnis von den Komponenten der Judenfeindschaft gewinnen. Zu diesen Komponenten gehören vor allem langwährende Vorurteile, Verschwörungstheorien, die Konstruktion von Feind- und Selbstbildern, ein manichäisches Weltbild, religiöse Superioritätsansprüche, der Sündenbockmechanismus, die Paranoia, Rassismus und Xenophobie sowie die personifizierende Reduktion ganzer sozio-ökonomischer Systeme auf eine Menschengruppe. Während des Seminars werden wir, wo immer möglich, auf aktuelle Forschungsperspektiven eingehen.
"Krieg ist zuerst die Hoffnung, daß es einem besser gehen wird, hierauf die Erwartung, daß es dem andern schlechter gehen wird, dann die Genugtuung, daß es dem andern auch nicht besser geht, und hernach die Überraschung, daß es beiden schlechter geht." (Karl Kraus, "Nachts", Aphorismen 1915)
Anlässlich des vor einhundert Jahren ausgebrochenen Ersten Weltkriegs ist das 2014 begangene "Erinnerungsjahr" noch frisch im Gedächtnis. Dabei blieb der Widerstand gegen Militär und Krieg weitgehend unerwähnt, ebenso sehr wie die dafür relevante Ideengeschichte. An diesem Punkt setzt das Seminar an und behandelt ideengeschichtliche Schlüsseltexte des Pazifismus. Es sollen zentrale Themen der Friedensbewegung aufgegriffen werden: Emanzipation, Gewaltfreiheit, Gerechtigkeit, Kosmopolitik, Kriegsdienstverweigerung, Kritik an Autorität, Menschenrechte. Klassische Abhandlungen wie Immanuel Kants "Zum ewigen Frieden" (1795) stehen am Anfang, gefolgt von grundlegenden Schriften zum zivilen Ungehorsam aus dem 19. Jahrhundert. Darauf aufbauend wird der Begriff vom "gerechten Krieg" in verschiedenen religiösen, liberalen und sozialistischen Traditionen kritisch untersucht.
Die Angst vor der Idee der Anarchie – Abwesenheit von Herrschaft – bewegte Thomas Hobbes dazu, seinen „Leviathan“, den abstrakten Gründungsmythos des modernen Staats, zu verfassen. In der Politikwissenschaft und der politischen Bildung hat sich diese Begründung als überaus wirkmächtige „legalistische Fiktion“ (April Carter) erwiesen. Zu beider Vorteil ist das Narrativ des Gesellschaftsvertrages rasch erzählt und vordergründig plausibel – wer möchte schon in einem Zustand permanenter Unsicherheit leben? Anarchistinnen und Anarchisten haben eine andere Sicht auf den Gesellschaftsvertrag entwickelt. Eine repräsentative Regierung, den Staat sowie das dazugehörige Gewaltmonopol weisen sie in ihrer Philosophie zurück. Stattdessen setzen sie auf politische und ökonomische Selbstorganisation zur Verwirklichung von Freiheit, Gerechtigkeit und Glück für jede*n Einzelne*n. Wie aktuell der Anarchismus ist, zeigt sich in der Tatsache, dass er inzwischen als die treibende Kraft hinter den Organisationsprinzipien der sozialen Bewegungen des 21. Jahrhunderts anerkannt ist. Auch die universitäre Auseinandersetzung mit dem Anarchismus erfährt inzwischen einen Aufschwung. Ein Symposium an der renommierten New School for Social Research in New York City rief im Jahr 2011 sogar schon einen “Anarchist Turn” aus. In diesem Zusammenhang möchte das Seminar gemeinsam mit seinen Teilnehmer*innen die politische Philosophie des Anarchismus ideengeschichtlich besichtigen und gegenwärtige Erscheinungsformen in Theorie und Praxis diskutieren.
- Politische Ideengeschichte und Theorie (Schwerpunkt: Anarchismusforschung, politische Ideologien)
- Friedensbildung und -geschichte
- Außerschulische politische Bildung und Lernorte
- Erforschung und Prävention von Antisemitismus
Monographie
Anarchistische Deutungen der Philosophie Friedrich Nietzsches. Deutschland, Großbritannien, USA. 1890-1947 (Baden-Baden: Nomos, 2016). (Dissertation).
Aufsätze (peer-reviewed)
"'A Feminist Disciple of Nietzsche.' The Case of Dora Marsden’s Unstable Anarchism." Anarchist Studies, Vol. 25, No. 2 (2017): 46-74.
"Overcoming the Preachers of Death: Gustav Landauer’s Reading of Friedrich Nietzsche." Intellectual History Review, Vol. 26, No. 2 (2016): 285-304.
Handbuchartikel
"Anarchismus." In: Handbuch Politische Ideengeschichte, hrsg. von Samuel Salzborn (Stuttgart: Metzler, erscheint 2019).
"Pjotr Alexejewitsch Kropotkin (1842-1921)." In: Staatsdenken. Zum Stand der Staatstheorie heute, hrsg. von Rüdiger Voigt (Baden-Baden: Nomos, 2016): 403-409.
Beiträge in Sammelbänden
"Aesthetic Introspection against Authority: Nietzsche’s Will to Power." In: Kulturrebellen. Theorie und Praxis des Anarchismus in Politik, Kunst und Lebensformen, hrsg. v. Christine Magerski u. David Roberts (Wiesbaden: Springer VS, erscheint 2019).
"Exhibitions on Nonviolent Resistance: A New Medium for Peace Education." (zus. mit Christian Bartolf). In: Nonviolence as a Way of Life: History, Theory, and Practice (Two Volumes), hrsg. von Predrag Cicovacki / Kendy Hess (Delhi: Motilal Banarsidass Publishers, 2017): Vol. II, 514-532.
Lehrmaterial für die politische Bildung
"Demokratie und Autokratie." (zus. mit Myoung-Le Seo) WOCHENSCHAU, Sek. II (erscheint September/Oktober 2018). 32 Seiten.
Rezensionen
"Antisemitism in the anarchist tradition." Anarchist Studies, Vol. 26, No. 1 (2018): 105-108.
Schachtschneider, Karl Albrecht. Souveränität. Grundlegung einer freiheitlichen Souveränitätslehre. Ein Beitrag zum deutschen Staats- und Völkerrecht. Berlin. Duncker & Humblot 2015. (zus. mit Klaus Roth) In: Politische Vierteljahresschrift, 58. Jg, Heft 2 (2017): 334-336.
Ausstellungen
Ideengeschichte der Gewaltfreiheit, zus. mit Christian Bartolf.
Eine Ausstellungsreihe im Anti-Kriegs-Museum (Berlin-Wedding):
- "'Study War No More' Fotografien und Liedverse für den Frieden" (2018) - DE / EN
- "Henry David Thoreau: '... gib mir Wahrheit' Plädoyer für gewaltfreien Widerstand" (2017/18) - DE / EN
- "Dr. Albert Schweitzer. 'Mein Wort an die Menschen.' Engagement gegen den Atomkrieg" (2017)
- "Erasmus von Rotterdam. 'Süß ist der Krieg den Unerfahrenen ...' Klage gegen Gewalt und Krieg" (2017) - DE / EN
- "Frieden für immer. Denkmäler gegen den Krieg" (2016)
- "Wolfgang Borchert. Sag NEIN! Testament gegen den Krieg" (2015/16)
- "'Nicht Schuld daran zu seyn.' Bilder und Gedichte gegen den Krieg" (2015)
- "Karl Kraus. Weltgericht. Polemiken gegen den Krieg" (2014)
- "Kurt Tucholsky: Nie wieder Krieg! Botschaften des Pazifismus" (2013)
- "Leo Tolstoi und die Duchoborzen. Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen" (2010/11) - DE / EN
- "Carl von Ossietzky. Friedensnobelpreisträger, Journalist, politischer Pazifist" (2009)
Lehrkräfte und Multiplikator*innen der historischen, kulturellen und politischen Bildung können CD-ROMs der Ausstellungstafeln samt Begleitmaterial vom gemeinnützigen Verein Gandhi-Informations-Zentrum e.V. beziehen.
Vorträge
29. November 2017: „Dass Sie gerade Nietzsche mit Vorliebe zu citieren belieben, ist mir als Anarchist unverständlich!“ Über die Auseinandersetzung mit Nietzsches Philosophie im Anarchismus.
Nietzsche-Dokumentationszentrum, Naumburg/Saale.12. August 2017: Aesthetic Introspection against Authority: Nietzsche's Will to Power.
MSA 19: "Modernism Today". Jahrestagung der Modernist Studies Association. Beurs van Berlage, Amsterdam.19. Mai 2017: »Unser Wille zur Macht werde Protest gegen alle Formen der Unterdrückung ...« Zur Rezeption von Friedrich Nietzsche im Anarchismus.
Bibliothek der Freien. Haus der Demokratie und Menschenrechte, Berlin.
17. Mai 2017: »Morality has no terrors for her who has risen beyond good and evil.« Über die nietzscheanische Kulturkritik im anarchistischen Feminismus.
Internationales Berliner Nietzsche-Colloquium, Technische Universität Berlin.
14. September 2016: »A Feminist Disciple of Nietzsche.« The Case of Dora Marsden’s Unstable Anarchism.
4th International Conference, Anarchist Studies Network. Thema: Anarcha-Feminism. Loughborough University (Großbritannien).
3. September 2014: “Overcoming the Preachers of Death: Gustav Landauer’s Reading of Friedrich Nietzsche.”
3rd International Conference, Anarchist Studies Network. Thema: Anarchism and the History of Ideas. Loughborough University (Großbritannien).