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Das Globalisierungsskript der Europäischen Union und seine Unterstützung bei den Bürgerinnen und Bürgern in 15 Mitgliedsländern der EU

News from Jan 21, 2009

in: Berliner Journal für Soziologie (2008) 18(4): 596-622.

 

Zusammenfassung: Der Beitrag rekonstruiert in einem ersten Schritt auf der Basis einer Interpretation von Gesetzestexten und öffentlichen Verlautbarungen die Vorstellungen der Europäischen Union von einer globalisierten Wirtschaft. Diese basieren – in Analogie zur Schaffung eines gemeinsamen europäischen Marktes – auf dem Glauben, dass sich Marktöffnung und Wettbewerb positiv auf Wirtschaftswachstum und Wohlstand auswirken werden. In einem zweiten Schritt wird auf der Grundlage einer Auswertung einer Eurobarometer-Umfrage für 15 Länder der EU geprüft, ob diese Sichtweise von den Bürgerinnen und Bürgern geteilt wird. Das Ergebnis ist überraschend: Über 62 % der Befragten unterstützen die Entwicklung einer ökonomischen Globalisierung durch Marktliberalisierung, wenngleich die Unterstützungsraten zwischen den Ländern und innerhalb der Länder recht unterschiedlich ausfallen. Zur Erklärung dieser Unterschiede sind wir von der Annahme ausgegangen, dass diejenigen, die durch Globalisierungsprozesse benachteiligt werden, sich eher gegen den Globalisierungsprozess aussprechen als diejenigen, für die dies nicht gilt. Die Kausalanalyse zeigt, dass die Globalisierungseinstellungen nicht durch die sozialstrukturelle Position des Individuums oder die ökonomische Lage des Landes, sondern fast ausschließlich durch den subjektiv definierten Globalisierungsnutzen erklärt werden können, wobei dieser nicht mehr rückgekoppelt an die objektive Lage des Individuums oder des Landes ist.

 

The European Union’s Script of Globalisation and its Support by Citizens in 15 Member States

 

Abstract: On the basis of an interpretation of official documents and public statements the article reconstructs the European Union’s script of a globalised economy. In analogy to the creation of the common market the EU’s economic ideas rest on the belief that market opening and competition have a positive impact on economic growth and welfare. Whether this view is supported by the citizens of the EU is being analysed on the basis of a Eurobarometer survey conducted in 15 countries. The results are insofar surprising as that more than 62 % of the respondents support the development towards further economic globalisation through market liberalisation. Nevertheless the rates of support differ between as well as inside the 15 countries. For the explanation of these differences we start from the assumption that those who are disadvantaged by the process of globalisation have a more negative opinion as those who rather profit from globalisation. Our analysis shows that opinions toward globalisation can not be explained by the socio-demographic situation of the individual or the economic situation of the home economy but nearly exclusively by the subjectively defined benefit from globalisation. The latter is neither tied to the objective socio-demographic situation of the individual nor the country he lives in.