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Katastrophenforschungsstelle (KFS)

Anwendungsorientierte Grundlagenforschung mit einem konkreten Ziel: Menschliches Leid mindern

Die Katastrophenforschungsstelle an der FU Berlin (KFS) ist eine sozialwissenschaftlich-interdisziplinär und transdisziplinär arbeitende Einrichtung. Ihre Arbeitsbereiche umfassen den gesamten „Katastrophenzyklus“, also die Entstehungs-, Verlaufs- und Bewältigungsbedingungen von Krisen und Katastrophen: von der Risikowahrnehmung, Risikoreduktion und Katastrophenprävention über die Vorbereitung und Warnung bis zum Verhalten in Katastrophen, der Katastrophenbewältigung und dem nachhaltigen Wiederaufbau in Industriestaaten und den sog. "Ländern des Südens". Sie betreibt dazu sowohl sozial- und geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung als auch anwendungsorientierte Forschung und Beratung.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf kulturellen und sozialen Aspekten: Katastrophen müssen nach dem Selbstverständnis der KFS in ihren kulturellen und gesellschaftlichen Zusammenhängen verstanden werden. Bspw. werden Extremwetterlagen erst im Zusammentreffen mit gesellschaftlichen und kulturellen Einrichtungen und Verhaltensweisen zu Risiken.

KFS Arbeitsspektrum
Bildquelle: KFS

Diese Einrichtungen und Verhaltensweisen unterscheiden sich nicht nur weltweit sondern bisweilen auch von Region zu Region, so dass ein Sturm in einem Fall katastrophal, in anderen ohne größere Beeinträchtigungen des Alltagsgeschehens verlaufen kann. Katastrophen deuten demnach auf kulturelle und gesellschaftliche Regulationsdefizite und inadäquate Verhaltensweisen hin. Präventions- und Schutzmaßnahmen müssen daher auf die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse, die Einstellungen der Bevölkerung und ihre Verhaltensweisen – also unter Berücksichtigung aller Ebenen, vom Globalen über das Regionale bis zum Lokalen – abgestimmt entwickelt und installiert werden, um nachhaltig wirksam sein zu können. Dies lässt sich nur mit einer intensiven Einbindung der Bevölkerung sowie aller relevanten Akteure des Katastrophenschutzes, der Behörden, der Privatwirtschaft usw. erreichen. Voraussetzung dafür sind Kenntnisse der "sozialen Konstruktion" der Katastrophe, wie also Katastrophen gesellschaftlich diskursiv und semiotisch-materiell verobjektiviert und beobachtet werden.

Besondere Beachtung erfahren Aspekte der Wahrnehmung und Kommunikation von Gefahren und Risiken, des situationsadäquaten Verhaltens sowie die passgenaue Entwicklung und Anpassung von Präventions-, Frühwarn-, Schutz- und Managementsystemen für Katastrophen.

Folgende allgemeine Fragestellungen sind für die KFS leitend:

  • Was sind die Gefahren und Risiken der Zukunft und wie können sich Gesellschaften heute optimal auf diese Unsicherheiten einstellen?
  • Wie werden Gefahren und Risiken wahrgenommen?
  • Wie werden Gefahren und Risiken kommuniziert?
  • Wie werden Gefahren und Risiken produziert?
  • Welche gesellschaftlichen Einrichtungen und Institutionen wirken präventiv oder schadenslindernd?
  • Wie sind die Einrichtungen der polizeilichen und nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr gegenüber bekannten und potentiellen zukünftigen Gefahren aufgestellt?
  • Wie interagieren die Einrichtungen der polizeilichen und nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr miteinander sowie mit der Bevölkerung?
  • Wie interagieren die vielfältigen Akteure in verschiedenen Lagen?
  • Welche Probleme ergeben sich in der Interaktion verschiedener Akteure und wie lassen sich diese Probleme reduzieren?
  • Wie kann die heterogene Bevölkerung für Gefahren und Risiken sensibilisiert und auf den Extremfall vorbereitet werden?
  • Wie müssen Schutzvorkehrungen beschaffen sein, um nachhaltig zu sein?
  • Wie lassen sich akute Nothilfe und deren Rahmenbedingungen optimal gestalten?
  • Wie lassen sich gefährliche Entwicklungen innerhalb der Gesellschaft und der Umwelt auf lokaler Ebene nachhaltig beeinflussen?

KFS Team: Mitarbeiter*innen aus Soziologie, Geographie, Psychologie, Kommunikationswissenschaften, Ökonomie, Politikwissenschaften und Philosophie
Bildquelle: KFS

30 Jahre sozialwissenschaftliche Katastrophenforschung

Die Katastrophenforschungsstelle (KFS) feierte im Jahr 2017 ihr 30-jähriges Bestehen! Am 14. September 2017 haben wir diesen Geburtstag im Rahmen einer Festveranstaltung in der TOPOI-Villa der Freien Universität gemeinsam mit Unter­stützer*innen und Wegbegleiter*innen, langjährige Forschungspartner*innen, Entschei­dungs­träger*innen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie Führungskräfte aus Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben gefeiert.

Hier gelangen Sie zu weiteren Informationen zum 30-jährigen Bestehen der KFS.