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Svenja Wiebke Ursula Thornau

Svenja Thornau photo

Doktorandin/ PhD candidate (Prof. Dr. Thomas Stodulka)

PhD Project "Zwischen Stigmatisierung und disease comfort - ­Krankheitskonzepte und ihre Implikationen für Psychiatrieerfahrene"

Ausbildung zur Staatlich geprüften Fremdsprachenkorrespondentin in Augsburg, Studium der Ethnologie und Skandinavistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Promotion in Sozial- und Kulturanthropologie an der Freien Universität Berlin


Forschungsschwerpunkt: Anthropology at Home mit Studien im Museum Fünf Kontinente München, im Ferdinand-Weiß-Haus, einer Tagesstätte für Menschen in Wohnungsnot in Freiburg, sowie in Hilfseinrichtungen und Selbsthilfevereinen für NutzerInnen psychiatrischer Hilfen in Freiburg


Laufendes Promotionsprojekt mit dem Titel Zwischen Stigmatisierung und disease comfort ­Krankheitskonzepte und ihre Implikationen für Psychiatrieerfahrene: Im Rahmen meiner einjährigen ethnologischen Feldforschung, die ich in niederschwelligen, gemeindenahen sozialpsychiatrischen Hilfseinrichtungen und Selbsthilfevereinen für Menschen mit einer psychiatrischen Diagnose in Freiburg durchführte, widmete ich mich folgenden ethnopsychiatrischen Schwerpunktthemen: subjektive Betroffenenerfahrungen der psychischen Krise, individuell-spezifische Evaluierungen der Arzt-Patient-Interaktion sowie insbesondere der Psychopharmakotherapien, Hospitalisierung und ihre Nebeneffekte (Abhängigkeits- und Gewöhnungstendenzen), Alltagsbewältigung, Sozialbeziehungen sowie lebenspraktische Problemstellungen wie Stigmatisierung und arbeitsweltliche Nachteile infolge der Diagnostik. In einem interpretativen Forschungsansatz der Psychologischen Anthropologie, der empirisch fundierte Aussagen über Deutungsmuster und Wirklichkeitskonstruktionen von Menschen mit psychischen Problemen trifft, sollen auf Psychopathologien bezogene subjektive Erfahrungs- und Wissenswelten vermittelt werden. Diese erschloss ich qua qualitativer partizipativ-dialogischer Erhebungsmethoden wie Teilnehmender Beobachtung, Informeller Gespräche, narrativer leitfadenorientierter Experteninterviews und der Leitung einer Fokusgruppe für Psychiatrieerfahrene. Die empirisch fundierten Ergebnisse der ethnografischen Studie sollen elaboriertes Patienten-Feedback für psychiatrische Einrichtungen bezüglich subjektiver, gegebenenfalls divergierender Laientheorien über Krankheitsätiologien und der Beurteilung der prävalenten professionellen Fachdiskurse sowie darauf aufbauender Therapie- und Behandlungsformen aus der Betroffenenperspektive bereitstellen. Der angewandte epistemologische Fokus auf Arthur Kleinmans (1980/1988) inhaltlich-konzeptueller Differenzierung zwischen disease und illness konnte von mir im Rahmen der Grounded Theory durch die eigene Theoriegenese des disease comfort erweitert werden, im Zuge dessen das Label der psychiatrischen Diagnose in einem kreativen Prozess der Habitualisierung manipulierend zum eigenen Vorteil genutzt wird.

Zitierte Literatur:

Kleinman, Arthur 1980: Patients and Healers in the Context of Culture. An Exploration of the Borderland between Anthropology, Medicine, and Psychiatry. Berkeley/Los Angeles [etc.]: University of California Press.

Kleinman, Arthur 1988: The Illness Narratives. Suffering, Healing, and the Human Condition. New York: Basic Books.

BGSMCS
Berlin Southern Theory Lecture