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Erasmusbericht: Universität Kopenhagen, Sommersemester 2012

Vorbereitung:

Die Vorbereitung meines Erasmussemesters an der Universität Kopenhagen im Sommersemester 2012 begannen im Mai 2011. Zunächst musste ich das Bewerbungsverfahren an der Freien Universität Berlin durchlaufen. An welcher

Universität ich schließlich genommen wurde, erfuhr ich im Juli 2011. Mit der Annahme an der Universität Kopenhagen bekam ich meine erste Wahl. Ich habe dieses Verfahren als sehr unkompliziert wahrgenommen. Die Anleitung an der FU war sehr gut, auf Fragen bekam ich immer direkt schlüssige Antworten von meinem Erasmuskoordinator oder dem Erasmusbüro.

Von August 2011 bis Dezember 2011 besuchte ich einen Dänisch-Sprachkurs an der VHS in Berlin. Dieser hat mir besonders in den ersten Wochen in Kopenhagen geholfen, speziell bei der Eröffnung eines dänischen Bankkontos und dem Abschließen des Handy/Internet-Vertrags. In Kopenhagen habe ich ab Februar den weiterführenden Sprachkurs besucht und war am Ende in der Lage zumindest geschrieben das Meiste zu verstehen. Jedem, der Interesse am Erlernen der Landessprache hat, würde ich diesen Kurs weiterempfehlen!

Die Suche nach einer Unterkunft in Kopenhagen begann für mich schon im November 2011. Sie verlief sehr stressfrei über das International Office der Universität Kopenhagen. Schon Anfang Dezember wurde mir ein Wohnheim-Platz im Signalhuset im Stadtteil Amager vermittelt. Wer eine unkomplizierte Wohnungssuche bevorzugt, sollte sich auf jeden Fall im Rahmen der Frist beim International Office bewerben. Wer jedoch genug Zeit und Ruhe hat, sich eine WG zu suchen, sollte dies versuchen. Die Wohnheime sind recht teuer und teilweise nicht besonders nah am Stadtzentrum. 

Im Vorfeld zu meinem Auslandaufenthalt habe ich mir außerdem ein Konto bei der DKB eröffnet. Mit der DKB-Kreditkarte kann man auch im Ausland Geld abheben ohne zusätzliche Gebühren zu zahlen. Da man ein dänisches Konto erst nach dem Erhalt der CPR-Nummer eröffnen kann, würde ich das jedem empfehlen, der zusätzliche Kosten und lange Wartezeiten vermeiden möchte.

Ich bin mit der Busverbindung von Berlin nach Kopenhagen gereist. Diese ist sehr günstig, die Kosten liegen bei 21 Euro und man kann soviel Gepäck mitnehmen, wie man möchte, ohne zusätzlich zu zahlen. Die Fahrtzeit beträgt 7 Stunden, die jedoch sehr schnell vorbei gehen. 

Einige Vorbereitung habe ich verpasst: 

Passfotos von mir mitzunehmen! Passfotos braucht man am Anfang des Aufenthalts für das Metroticket und die CPR-Nummer. Ich würde davon abraten die Fotos erst in Kopenhagen machen zu lassen, da es sehr teuer ist. 

Rechtzeitig zum Einführungstreffen des International Office in Kopenhagen zu sein. Bei diesen Einführungstreffen kann man sehr unkompliziert die CPR-Nummer im International Office beantragen. Jeder, der früh genug nach Kopenhagen fahren kann, sollte zu diesen Treffen gehen. Ich habe meine CPR nachträglich über die State Administration beantragen müssen. Dieses Verfahren war sehr mühsam und dauerte sehr viel länger. Also am besten mit den jeweiligen Unterlagen+Passfoto zum Einführungstreffen erscheinen. 

Falls man einen Wohnheims-Platz bekommen hat, sollte man seine Anreise nach den Öffnungszeiten der Hausmeister-Büros planen. Ansonsten kann es sein, dass man eine Nacht im Hostel verbringen muss, weil man nicht an den Schlüssel heran kommt.

Unterkunft:

Während meiner Zeit in Kopenhagen habe ich im Wohnheim Signalhuset in Amager gewohnt. Entgegen der allgemeinen Meinung, fand ich das Wohnheim nicht so weit abgelegen. Von Tür zu Tür brauchte ich ca. 20 Minuten zu meiner Uni, die im Stadtzentrum lag. Dennoch ist es sicherlich schöner in den Stadtteilen Nørrebro, Vesterbro, Frederiksberg oder im Zentrum zu wohnen. Wenn sich eine solche Gelegenheit im Vorfeld ergibt, sollte man sie auf jeden Fall ergreifen. Dennoch, meine Zeit im Wohnheim bereue ich nicht. 

Das Signalhuset ist ein modernes Wohnheim, dessen Sanitär- und Küchenausstattung noch recht neu sind. Die Wohnungen auf neun Etagen erreicht man bequem per Aufzug. Man wohnt mit 3 anderen Mitbewohnern zusammen. In meinem Fall waren es ausschließlich Dänen, oft werden aber auch mehrere internationale Studenten zusammengewürfelt. Wie gut die Ausstattung des Appartements erhalten ist, hängt von den Bewohnern der letzten Jahre ab. Da ich in Berlin alleine wohne, war es für mich zunächst eine enorme Umstellung. Ich empfand die Wohnung als sehr unordentlich und schlichtweg dreckig. Dies lag jedoch speziell an einer Mitbewohnerin, die kurz nach meinem Einzug auszog. Danach sah es aus wie in jeder WG: etwas unordentlich, aber wohnlich. Mein Zimmer, das ca. 15 qm groß war, war sauber und verhältnismäßig schön eingerichtet mit einen großen Schreibtisch, einem ca. 1 Meter breitem Bett, einem recht schmalen Schrank, einem kleineren Regal und einem kleinen Beistelltisch. Vorhänge und Bettzeug waren in meinem Fall vorhanden, dies ist jedoch nicht in jedem Appartement so. Wenn wichtige Dinge wie diese fehlen, können sie zumindest vom Signalhuset aus problemlos besorgt werden. Direkt neben dem Wohnheim liegt das große Einkaufszentrum Fields. Darin befindet sich eine Filiale der Real-ähnlichen Supermarktkette Bilka, die diese Artikel führt. 

Mit meinen Mitbewohnern habe ich mich sehr gut verstanden. Allerdings kannte ich auch andere deutsche Austauschstudenten, die in Appartements mit sozial auffälligen Dänen zusammen wohnten. Diesbezüglich muss man glaube ich einfach Glück haben. 

Ich habe mich alles in allem sehr wohl gefühlt und würde das Signalhuset weiter empfehlen!

 

Studium:

Als Soziologie-Studentin war ich meistens am Unigebäude CSS in der Nähe der Metrostation Nørreport. Dort belegte ich zwei Kurse am Soziologischen Institut und einen am Institut für Politik. Gleichzeitig nahm ich noch an einem Sprachkurs teil, der jedoch am Humanities-Campus in der Nähe der Metrostation Islands Brygge stattfand. 

Die CSS gefiel mir sehr. Das Gebäude ist ein ehemaliges Krankenhaus, Altbau mit einem wirklich schönen Innenhof. Direkt hinter dem Gebäude kommt man zu den zwei Seen, die das Stadtzentrum von Nørrebro trennen. Nach Seminaren habe ich oft mit Kommilitonen an der Brücke, die nach Nørrebro führt, gesessen. Diese Brücke ist im Sommer ein typischer Treffpunkt. Sobald die Sonne scheint, kommen dort viele Studenten für Gespräche und Musik zusammen.

Meine Kurse waren insgesamt auf einem sehr guten, wenn auch anspruchsvollen Niveau. Das Englisch der Dozenten war größtenteils sehr gut und insgesamt deckten sich ihre Ansprüche mit den Anforderungen von Seminaren an der FU. Der Ablauf in den Seminaren ähnelte jedoch eher einer Vorlesung: Es gab keine Referate oder Kurzarbeiten, sondern nur eine Abschlussarbeit, die entweder als mündliche Prüfung oder als 15-seitiger Essay abzulegen war. Bevor man die Abschlussprüfung ablegt, sollte man sich dringend mit der Prüfungsordnung der KU auseinander setzen. Sie unterscheidet sich in vielen Punkten von den Formalien der Freien Universität.  Insgesamt war die Pflichtlektüre der Seminare sehr viel umfassender, als ich es von Kursen an der FU kenne. Um den Seminarplan und Diskussionen folgen zu können, sollte man daher definitiv mehr Zeit für das Lesen der Texte einplanen. 

Der Humanities-Campus steht im krassen Kontrast zur CSS. Es ist ein recht moderner Gebäudekomplex, der zunächst trist erscheint. Sobald man jedoch das erste Gebäude hinter sich gelassen hat, kommt man in einen sehr schönen, wenn auch vorwiegend asphaltierten Innenhof. Die Bibliothek fand ich besonders angenehm: durch 3 Glaswände erscheinen die Räumlichkeiten sehr transparent und schaffen eine gute Arbeitsatmosphäre. Den Sprachkurs, den ich dort besuchte, kann ich sehr empfehlen. Der Zugang zur Sprache ist unbeschwert, das Lehrpersonal im Alter der Studierenden und die Stimmung im Kurs somit sehr locker. 

Die Betreuung an der KU ist insgesamt sehr gut! Die Dozenten, das International Office und die Zuständigen an den Instituten reagieren schnell und qualifiziert auf Fragen. Obwohl man zunächst fremd am Campus ist, lebt man sich auf diese Weise sehr schnell ein.

Die Anrechnung meiner im Ausland erbrachten Seminare soll an der FU im Modul 8 „Vertiefungsbereich“ sowie im Modul 6 „Globalisierung und Regionale Entwicklung“ erfolgen. Generell würde ich empfehlen die Anrechnung in den Vertiefungsseminaren anzustreben. Der Masterstudiengang Soziologie ist an der KU nicht wie an der FU auf Europäische Gesellschaften ausgelegt, daher passen nicht alle angebotenen Seminare auf die Module der FU.  

Alltag/Freizeit:

Kopenhagen ist eine sehr spannende Stadt, die viel bietet! Obwohl Dänemark als sehr teuer gilt, gibt es genug Möglichkeiten günstig auszugehen. 

Das Kødbyen gehört zum Stadtteil Vesterbro und ist ein altes Fleischereigelände, das nun verschiedene Bars, Clubs und Restaurants auf seinem Gebiet vereint. In den meisten Clubs gibt es keinen Eintritt, sondern lediglich eine Jackenabgabe. Vor allem die Clubs Bakken, Jolene und KB18 haben mir sehr gut gefallen. 

Wenn man in Kopenhagen richtig günstig essen gehen möchte, sollte man das Dalle Valle neben dem International Office aufsuchen. Von Samstag bis Dienstag isst man dort ab 17 Uhr zum halben Preis! Empfehlenswert sind außerdem das Paludans gegenüber und die Markthallen in der Nähe des Nørreports. 

Viele Museen in der Stadt lassen Studenten umsonst rein. Dieses Angebot sollte man auf jeden Fall nutzen, es lohnt sich! Weiterhin ist das Louisiana-Museum etwas außerhalb der Stadt einen Tagestrip wert. Auch ein Ausflug nach Schweden lohnt sich: Mit dem Zug zahlt man umgerechnet nur 15 Euro für eine 20-minütige Fahrt nach Malmö.

Fazit:

Meine 5 Monate in Kopenhagen waren eine geniale Erfahrung! Ich werde die Zeit, die Menschen, die Stadt und die Kultur sehr vermissen. Ich bin fest entschlossen oft zurückzukehren, vielleicht sogar wieder für einen noch längeren Zeitraum.