Drei Forschungsgruppen des Weizenbaum Instituts für die vernetzte Gesellschaft vorgestellt
Seit dem Frühsommer 2018 sind die drei neuen Forschungsgruppen „Digital Citizenship“, „Nachrichten, Kampagnen und Rationalität öffentlicher Diskurse“ sowie „Digitalisierung und (trans-)nationale Öffentlichkeit“ vollzählig. Unter Leitung der Principal Investigators Prof. Dr. Martin Emmer und Prof. Dr. Barbara Pfetsch arbeiten in den drei Forschungsgruppen des 2017 gegründeten Weizenbaum Instituts für die vernetzte Gesellschaft aktuell zwei Projektleiter*innen und neun Doktorand*innen, die durch eine Assistentin und sechs studentische Hilfskräfte unterstützt werden. Forschungsschwerpunkte des Weizenbaum Instituts sind die gesellschaftlichen Veränderungen durch die fortschreitende Digitalisierung und die Frage, wie die Selbstbestimmung in einer vernetzten Gesellschaft gesichert werden kann. Das durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte Weizenbaum Institut ist angesiedelt an der Freien Universität Berlin, an den vier weiteren Universitäten in Berlin und Potsdam, am Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) und am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).
Die Forschungsgruppe „Digital Citizenship“ (Projektleitung: Dr. Pablo Porten-Cheé) untersucht, wie politische Partizipation unter den Bedingungen von Digitalisierung aussieht und welche Faktoren die Teilhabe an Politik heute erklären. Dazu werden mehrere Veränderungsprozesse systematisch untersucht: So sollen Einstellungen und Erwartungen in Bezug auf politisches Engagement, die sich verändern bzw. neu entstehen, – so genannte emergente Bürgernormen – identifiziert werden. Zugleich sollen die Folgen dieses Wandels für die individuelle politische Partizipation und Diskursteilhabe unter widrigen Bedingungen (z. B. Hate Speech, Inzivilität) analysiert werden. Ziel der Forschung ist es herauszufinden, wie Menschen ihr Verhältnis zur Demokratie heute verstehen und dabei ein besonderes Augenmerk darauf zu legen, wie dieses Verhältnis auf individueller Ebene durch Online-Kommunikation geprägt wird.
Die Forschungsgruppe „Nachrichten, Kampagnen und Rationalität öffentlicher Diskurse“ (Projektleitung: Prof. Dr. Ulrike Klinger) untersucht theoretisch und empirisch die Inhalte und Prozesse der politischen Kommunikation in digitalen Öffentlichkeiten. Mediensysteme, in denen sich Online- und Offline-Kommunikation überschneiden, und die Dynamiken der Diskurse begünstigen flüchtige und fragmentierte Themenöffentlichkeiten. Zudem lässt sich beobachten, dass sich die Qualitätsmaßstäbe und die Wahrheitsansprüche in der Öffentlichkeit der sozialen Netzwerke und der nutzergenerierten Kommunikation verschieben, ohne dass die Folgen für das Informationsniveau und -verhalten der Bürger*innen absehbar sind. Im Zentrum stehen zwei Fragestellungen: Welche Formen und Typen von politischen Kampagnen begegnen uns in der digitalen Welt und wie verbreiten sich welche Argumente auf welchen digitalen Plattformen und Netzwerken? Welche Faktoren beeinflussen politische Themenkarrieren und Desinformationskampagnen (z.B. Social Bots)?
Die Forschungsgruppe „Digitalisierung und (trans-)nationale Öffentlichkeit“ (Projektleitung: Dr. Annett Heft und Dr. Curd Knüpfer) befasst sich mit der Rolle, die digitale Technologien und Medien in der Bildung von (trans-)nationalen Öffentlichkeiten, politischen Netzwerken und Prozessen politischer Mobilisierung spielen. Welchen Einfluss üben diese Faktoren auf politische Dynamiken und Prozesse in unterschiedlichen nationalen Kontexten aus und welche neuartigen Formen von politischer Interaktion können als Resultat entstehen? Die Forschungsgruppe nimmt eine vergleichende Perspektive ein, um nationale und transnationale Dynamiken und Phänomene öffentlicher Kommunikation zu beschreiben und zu erklären. Ein Kernelement der Forschung liegt in der Entwicklung digitaler Methoden, um diese Dynamiken messbar zu machen und besser zu verstehen.