„Stärken statt kürzen“ – Podiumsgespräch des IfPuK auf der Langen Nacht der Wissenschaften am 28. Juni 2025
Szene vom Podiumsgespräch (v.l.n.r.: Christian Strippel, Martin Emmer, Gabriel Bub, Rosaline Ehrlich)
Bildquelle: Michael Fahrig
Blick auf das Publikum im Theaterhof der Rostlaube
Bildquelle: Julia Lück-Benz
Warum braucht unsere Demokratie eine starke Kommunikationswissenschaft? Vor dem Hintergrund der drohenden finanziellen Kürzungen bei den Berliner Hochschulen ist diese Frage hochaktuell. Kommt es tatsächlich zu den Einsparungen, wie sie aktuell im Raum stehen, wäre dies auch für das Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit erheblichen Einschnitten verbunden: Ein Wegfall von Professuren beispielsweise würde eine inhaltliche Verengung in der Forschung, den Wegfall von Studienplätzen und eine Verknappung des Lehrangebots nach sich ziehen. Welche gesellschaftlichen Konsequenzen dies haben kann, diskutierte Prof. Dr. Martin Emmer im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der Langen Nacht der Wissenschaften mit dem Journalisten Gabriel Bub (Verlag Table.Media) und der Kommunikationsberaterin Rosaline Ehrlich (Agentur „neues handeln“) – beide Master-Absolvent:innen des Instituts – sowie mit dem Kommunikationswissenschaftler Christian Strippel (Weizenbaum Institut).
Durch diese Perspektiven aus unterschiedlichen Feldern der Berufspraxis erhielt das Publikum im Theaterhof der Rostlaube einen anschaulichen Eindruck davon, welch zentrale Rolle die kommunikationswissenschaftliche Ausbildung für die Kommunikationsberufe in unserer Demokratie spielt. „Wir haben im Studium viel darüber gesprochen, was eigentlich »gute Kommunikation« für die Demokratie bedeutet“, berichtete Rosaline Ehrlich, Kommunikationsberaterin für den Nonprofit-Bereich (z.B. NGOs, Ministerien, Behörden). Für ihre Arbeit in der Agentur sei es zentral, dass Informationen verständlich und zugänglich aufbereitet werden, um für Menschen als Grundlage für demokratische Teilhabe dienen zu können. „Wie man ein Filmkonzept schreibt oder eine Social-Media-Kampagne aufsetzt, das lernt man vielleicht eher in der Praxis. Wo man aber zuverlässige und relevante Informationen herbekommt, wie man mit Daten und Erkenntnissen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen arbeiten kann, das habe ich besonders aus dem Studium mitgenommen.“
Gabriel Bub, der bereits vor seinem Masterstudium in Berlin als Journalist tätig gewesen ist, verwies auf die wichtige Kompetenz, seine eigene gesellschaftliche Rolle in der öffentlichen Kommunikation reflektieren zu können. Das Studium hätte ihm dabei geholfen, sich im Gefüge der demokratischen Akteure zu verorten und dabei auch Einflüsse auf seine journalistische Arbeit besser zu verstehen. Zugleich habe er die Kommunikationswissenschaft auch immer als ein wichtiges Korrektiv verstanden, das über plumpe Medienkritik hinausgeht, wenn es um Entwicklungen in den Medien und der öffentlichen Debatte geht.
Christian Strippel betonte vor allem den Wert der Interdisziplinarität, der die Kommunikationswissenschaft auszeichnet. Als Forschungsgruppenleiter beim Weizenbaum Institut arbeitet er mit Wissenschaftler:innen unterschiedlicher fachlicher Hintergründe zusammen und stellt regelmäßig fest, welche Vorteile es hat, wenn man durch die eigene interdisziplinäre Perspektive auch an andere Ansätze mit Offenheit herangehen kann. Egal ob das berufliche Ziel Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit oder Wissenschaft sei, Konzepte wie Öffentlichkeit, Wahrheit oder Ausgewogenheit seien überall relevant und für Absolventinnen und Absolventen wichtiges Handwerkszeug, um auf all diesen Feldern berufliche Herausforderungen gut zu bewältigen.
Schließlich brachte Martin Emmer auch den gesellschaftlichen Wandel durch die zunehmende Verbreitung künstlicher Intelligenz in die Debatte ein. Dass die Entwicklungen kritisch begleitet werden müssen, etwa in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit, darüber waren sich die Podiumsteilnehmer:innen einig. Während natürlich auch Vorteile für die eigene Arbeit gesehen werden, so stelle aber die Menge und Schnelligkeit von Informationen, die verarbeitet werden müssen, eine Herausforderung dar. Rosaline Ehrlich erinnerte dabei daran, wie wichtig es ist, den menschlichen Aspekt in der Kommunikation nicht zu vernachlässigen. Die Rolle von Empathie, die vor allem im persönlichen Kontakt zwischen Menschen zum Zuge kommt, sollte daher besonders in den Fokus gerückt werden.
Julia Lück-Benz