Umstrittene Moderne
(15220)
Typ | Hauptseminar |
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Dozent/in | Dr. Friederike Kuntz |
Raum | Ihnestr. 22/UG 2 |
Zeit | Di, 14-16 Uhr |
Die Moderne ist ein grundlegendes Konzept für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Politik. Sie markiert beispielsweise die Säkularisierung von Autorität. Zugleich ist die Moderne ein umstrittenes Konzept. Sie wird zum Beispiel als eine Epoche, ein Prozess, eine Wissensstruktur und als ein Mythos gefasst. Die Attribute wiederum, die zu einer Charakterisierung der Moderne verwendet werden, reichen von aufklärerisch, emanzipatorisch, fortschrittlich, revolutionär und egalitär über ephemer, andauernd, überwunden, unerreicht und gescheitert bis hin zu westlich, kolonial, postkolonial, hybrid, multipel, ambivalent und reflexiv. Zu den herausragenden Merkmalen der Moderne zählen gemeinhin Rationalisierung, Bürokratisierung, Technisierung, Industrialisierung, Vergesellschaftung und Individualisierung. Sie wird deshalb nicht nur mit Kapitalismus, sondern auch mit Kolonialismus und Faschismus in einen Zusammenhang gebracht. Für Karl Marx und Friedrich Engels etwa bezeichnet die Moderne eine Epoche, die „alles Ständische und Stehende verdampft“. Ulrich Beck und Anthony Giddens wiederum sehen die Moderne in der Globalisierung fortgeführt. Jean-François Lyotard sieht die Moderne im Unterschied dazu durch die Postmoderne abgelöst. Für Jürgen Habermas hingegen ist die Moderne „ein unvollendetes Projekt“, während sie für Michel Foucault eine Haltung impliziert. Das Seminar vermittelt einen Überblick über die Moderne als ein grundlegendes und umstrittenes Konzept und geht den Implikationen seiner unterschiedlichen Fassungen für eine Befassung mit Politik nach. Hierzu konzentriert es sich anhand ausgewählter Literatur einerseits auf klassische und anderweitig zentrale Konzepte der Moderne. Andererseits greift es Themen wie Moderne und Staat, Moderne und Globalisierung, Moderne und (Post-)Kolonialismus und Moderne und Faschismus auf. Eine hohe Bereitschaft zur Lektüre von theoretisch anspruchsvollen sowie englischsprachigen Texten wird vorausgesetzt.