Deutsche Wissenschaft seit dem 7. Oktober. Selbstzensur und Einschränkungen unter Forschenden mit Nahostbezug
Abstract
Die Studie widmet sich der Frage, wie Wissenschaftler*innen in Deutschland mit Arbeitsbe-zug zum Nahen Osten die Thematisierung von Israel und Palästina in Forschung, Lehre und öffentlicher Debatte seit dem 7. Oktober 2023 erfahren. Auf Grundlage einer systematischen Online-Erhebung untersucht sie disziplinübergeifend die Wahrnehmung von Einschränkun-gen, Praktiken der Selbstzensur sowie perzipierte Formen institutionellen Drucks. Die Be-funde deuten auf eine deutliche Intensivierung der politischen Sensibilitäten hin, die die wis-senschaftliche Arbeit in einschlägigen Disziplinen prägen und die Grenzen akademischer Freiheit neu verhandeln. Sichtbar wird dabei ein Spannungsfeld zwischen dem normativen Anspruch offener Debatten und der faktischen Erfahrung von Diskursverengung, Anfechtun-gen und Sanktionierung. Zugleich wird der Schutz pluraler Meinungsäußerung von den Be-fragten als zentrale Aufgabe akademischer Institutionen hervorgehoben. Die Ergebnisse kor-respondieren mit US-Erhebungen des Middle East Scholar Barometer und liefern erstmals systematische Evidenz für den deutschen Kontext.
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