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Schwerpunkt Religion, Transnationale Beziehungen und Gender

Schwerpunkt Religion, Transnationale Beziehungen und Gender

Allgemeines zu diesem Schwerpunkt

Die Beschäftigung mit Religion(en) bildet einen der wichtigsten Forschungsschwerpunkte, dessen konsequente Entwicklung am Institut eine Vielfalt an Fragestellungen widerspiegelt, die auf die theoretische und empirische Breite des Fachs verweisen.
Ausgehend von Untersuchungen zu Magie und Besessenheit in Zambia (Luig), Malawi (Scharnbeck) und Ghana (Seebode, Krause) in den 1990er Jahren entwickelten sich die Fragestellungen immer mehr von einer eher lokalen Orientierung zu Fragen translokaler und transnationaler Beziehungen im Kontext der Weltreligionen Christentum (Gertrud Hüwelmeier), Buddhismus (Klatt), Islam (Dorothea E. Schulz).
Frau Katharina Schramm führte eine Promotionsforschung zu Rückkehrbewegungen nach Ghana durch.

Gemeinsam blieb diesen Untersuchungen sowohl ein Interesse an symbolisch vermittelten Prozessen spiritueller Heilung (vgl. auch Schwerpunkt Medizinethnologie) als auch ein Verständnis von Religion als Ausdruck moderner Lebensverhältnisse und Weltanschauungen, in denen Frauen eine wichtige und keineswegs, wie man annehmen mag, untergeordnete Rolle spielen. In dieser Hinsicht ist das Thema unmittelbar vernetzt mit der Frauen- und Geschlechterforschung, die am Institut intensiv betrieben wird, aber nicht isoliert, d.h. als eigener Studiengang, sondern als Teil von übergreifenden Fragestellungen. Religiöse Gemeinschaften, seien es nun Besessenheitskulte oder christliche, islamische oder buddhistische Ordensgemeinschaften sind in dieser Hinsicht auch ein Ausdruck gelebter Frauenkultur, deren transnationale Vernetzung neue Fragen nach interkultureller Kommunikation, dem Umgang mit Machtungleichheiten und der innovativen Kraft neuer Organisationsstrukturen aufwerfen.

Dabei erschaffen insbesondere neue Medien und Konsummuster Bereiche der Alltagskultur, in denen Männer und Frauen an der Neuformulierung von Glaubensinhalten und religiösen Praktiken teilhaben (siehe Forschung Dorothea Schulz). Auch wenn diese Gläubigen ihre Positionen häufig als eine Rückkehr zu den ursprünglichen und "fundamentalen" Idealen ihrer Religion darstellen, so weisen doch die Standpunkte, die sie zu Fragen der religiösen Autorität und der Interpretationsmacht formulieren, darauf hin, dass sie auf radikale Veränderungen in konventionellen Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern und Generationen zu antworten suchen.

Die Kombination von religionsethnologischen Fragestellungen mit einer analytischen Perspektive, die Fragen der kulturellen und sozialen Konstituiertheit von Geschlecht privilegiert, ermöglicht es, historisch spezifische, soziale und politische Prozesse zu erfassen, die dazu beitragen, dass gegenwärtig der Begriff "Religion", sowie seine Bedeutung für Alltagserfahrung und individuelle Verantwortung, neu gefasst wird. Somit trägt der am Institut privilegierte theoretische Ansatz, "Geschlecht" als eine integrierte, analytische Perspektive zu verwenden, dazu bei, die gegenwärtig zentrale Bedeutung von "Religion" im postkolonialen Kontext und angesichts neuer Herausforderungen des Nationalstaates durch Prozesse der ökonomischen und kulturellen Globalisierung zu untersuchen. Gerade das Wiedererstarken von islamischen Gemeinschaftsdiskursen, und die Herausforderungen, die ihre VertreterInnen an die Institutionen und Prinzipien eines liberalen Politikverständnisses stellen, laden dazu ein, bisherige normative Annahmen zum Verhältnis zwischen Politik, Religion und staatlich regulierten Geschlechterverhältnissen (Familie), die häufig eine Grundlage der konventionellen ethnologischen Theorienbildung darstellten, neu zu überdenken.

Bisherige Veröffentlichungen (Auswahl)

Ute Luig

  • 2001 Anthropology of Spirits. In: International Social Science Encyclopedia.

  • 2000 Der Kampf der Regenmacher: Geistbesessenheit, Macht und Magie in einer Tonga-Familie (Zambia). In: Subjekte und Systeme. Soziologische und Anthropologische Annäherungen, S. 13-34, Hg. von Günter Best und Reinhard Kößler. Frankfurt: Iko Verlag.

  • 1999 Constructing Local Worlds. Spirit Possession in the Gwembe Valley, Zambia. In: Spirit Possession, Power and Modernity, S. 124-142. Hg. von Heike Behrend und Ute Luig, London.

  • 1992 Besessenheit als Ausdruck von Frauenkultur in Afrika. In: Peripherie 47/48: 111-128.


wird noch vervollständigt mit den Publikationen von:
Dorothea Schulz
Gertrud Hüwelmeier
Jochen Seebode

Unveröffentlichte Magisterarbeiten
Anke Scharnbeck
Kristine Krause (kann in der Institutsbibliothek eingesehen werden)

Kontakte
Näheres zu diesen Forschungsbereichen erfahren Sie bei:
Ute Luig luig[at]zedat.fu-berlin.de
Jochen Seebode seebode[at]zedat.fu-berlin.de
Gertrud Hüwelmeier gertrud.huewelmeier[at]rz.hu-berlin.de
Katharina Schramm katscha[at]aol.com  

Schlagwörter

  • Ethnologie, FU Berlin, Südasien, Orissa, Naturkatastrophen
SFB 1171 Affective Societies
BGSMCS
Berlin Southern Theory Lecture