PD Dr. Christoph Hesse
Arbeitsstelle Kommunikationsgeschichte und Medienkulturen
Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Sprechstunde
Sprechstunde nach Vereinbarung, Raum 206
- Seit April 2019: Mitarbeiter am IKK und am IfPuK der FU Berlin (Edition der Werke Hermann Borchardts, gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung).
- WS 2019/20 - Guest Lecturer am Department of Communication and Journalism der Hebrew University of Jerusalem (ISAP-Programm des DAAD).
- 2019: Habilitation an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Fach Filmwissenschaft mit einer Arbeit über das deutsche Filmexil in der Sowjetunion.
- 2016–2018: Mitarbeiter am IKK und am IfPuK der FU Berlin im Editionsprojekt „Von Berlin nach New York: Dokumentation einer Freundschaft im Exil“ Der Briefwechsel zwischen Hermann Borchardt und George Grosz.
- Gastdozent im WS 2015/2016 am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
- 2013: Visiting Scholar an der School of Visual Arts in New York
- 2011-2014: Mitarbeiter am IKK und am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der FU Berlin (DFG-Projekt „Filmexil Moskau“).
- Mitherausgeber der "Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie" (erscheint seit 2014 bei De Gruyter, Berlin).
- 2010–2011: Dozent am Seminar für Filmwissenschaft und Mediendramaturgie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
- 2007–2010: Mitarbeiter am IKK und am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der FU Berlin (Editionsprojekt „Briefe an Bertolt Brecht im Exil 1933–1949“).
- 2003–2007: Wissenschaftliche Arbeiten am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und am Forschungskolleg „Medien und kulturelle Kommunikation“ der Universität Köln. Vorbereitung eines Forschungsprojekts zur Entwicklung der Filmtheorie in Großbritannien.
- 1993–1999: Studium der Film- und Fernsehwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum. Ebendort 2003 Promotion im Fach Film- und Fernsehwissenschaft.
- SS 2019: Debatten zur Kultur- und Medientheorie (Basismodul)
- WS 2017/18: Theories of media (Basismodul)
- WS 2016/17: Dokumentarfilm: Vom Dokument zur Datenverarbeitung (Hauptseminar, Master)
- WS 2015/16: Einführung in die Filmgeschichte (Basismodul)
- WS 2015/16: Einführung in die Kommunikationswissenschaft (Basismodul)
- WS 2015/16: Verschaltete Welt: Kontroversen zur sozialen Realität der Medien (Hauptseminar, Master)
- WS 2014/15: Einführung in die Filmgeschichte
Kritische Theorie der Medien (Hauptseminar, Master) - SS 2013: Die Shoah im Spielfilm (Vertiefungsseminar, mit Birte Hewera)
- WS 2012/13: Politics of Cinema (engl. Hauptseminar, Master)
- WS 2011/12: From Hitler to Hollywood: German film exile (engl. Hauptseminar, Master)
- SoSe 2010: Exiles and Emigrés in Hollywood (engl. Vertiefungsseminar)
- WS 2009/10: Einführung in die Filmtheorie (Überblicksseminar)
- WS 2009/10: Kommunikationsapparate (Hauptseminar, Master)
- SoSe 2009: Exilfilm in der Sowjetunion (Überblicksseminar)
- WS 2008/09: Die Medien und ihre Botschaft im politischen Diskurs der Moderne (Hauptseminar, Master)
- WS 2007/08: Hollywood: Produktionsweise, Ästhetik, Kritik (Vertiefungsseminar)
- SoSe 2007: Die Filmtheorien Siegfried Kracauers (Blockseminar)
"Von der Verpofelung der Welt" - Der unbekannte Schriftsteller Hermann Borchardt.
Ziel des Projekts ist eine Edition bisher unveröffentlichter Werke Hermann Borchardts (1888-1951): eines Schriftstellers, den Brecht als "abgründigen Provokateur" und "Übertreiber von Beruf als Satiriker" lobte, dessen "Werke turmhoch über denen der Werfels und Konsorten" stünden. Davon aber wurde bis heute kaum eines publiziert, ausgenommen der Roman Die Verschwörung der Zimmerleute (2005), zugleich die erste und noch immer einzige Veröffentlichung Borchardts in Deutschland seit seiner Emigration, erschienen mehr als fünfzig Jahre nach seinem Tod.
Im Gegensatz zu Brecht, mit dem er in Berlin zusammengearbeitet hatte, schuf Borchardt im Exil keine Klassiker für spätere Schullektüre. Hatte er noch in Deutschland Theaterstücke geschrieben, die, wenn auch nicht aufgeführt, immerhin gedruckt wurden, so fand er bald alle Türen verschlossen; nicht zuletzt deshalb, weil er in der von den Nationalsozialisten erzwungenen Emigration auch politisch vereinsamte. Im Frühjahr 1933 flüchtete er zunächst nach Frankreich und ging dann in die Sowjetunion. Als er dort des Landes verwiesen wurde, kehrte er unverhofft zurück nach Deutschland, wo man ihn ins Konzentrationslager sperrte. Nach einem Jahr in Haft durfte er, durch Mißhandlung schwerhörig und an der linken Hand versehrt, 1937 nach Amerika ausreisen.
Als Schriftsteller trat der fortan in New York lebende Borchardt nur selten öffentlich in Erscheinung. Eine gekürzte Fassung des oben genannten Romans konnte er 1943 in englischer Übersetzung publizieren, darüber hinaus lediglich einige Aufsätze und Broschüren. Die vielen Mißerfolge, die er hinnehmen mußte, da wieder ein Stück weder gedruckt noch gespielt oder ihm gar entwendet wurde (wie im Falle von Ernst Tollers Pastor Hall, 1939), entmutigten ihn jedoch keineswegs; zumal seine Arbeiten ihm andererseits die Hochachtung berühmter Kollegen eintrugen, sogar des ihm ansonsten fernstehenden Thomas Mann.
"Der Verlorene", so nennt ihn Joachim Kersten in einem biographischen Essay. Nicht verloren aber ist Borchardts Werk. Der von seinen beiden Söhnen überlieferte Nachlaß, aufbewahrt teils an der Duke University in Durham, North Carolina, teils im Deutschen Exilarchiv in Frankfurt am Main, ist einer der letzten nahezu unberührten Schätze der deutschen Literatur des Exils: das Werk eines Autors, der sich indes von einem Sympathisanten des Kommunismus zum konservativen Kritiker einer Welt wandelte, die nahezu all ihre Glücksversprechen gebrochen hatte. Es umfaßt neben Theaterstücken, Romanen und Erzählungen auch philosophische Abhandlungen, politische Aufsätze und autobiographische Arbeiten, darunter Aufzeichnungen über das Leben in der Sowjetunion sowie ein fragmentarisch überliefertes Buch über die Haftzeit in deutschen Konzentrationslagern.
Der erste von insgesamt fünf Bänden der kritischen Ausgabe ist im April 2021 im Wallstein Verlag in Göttingen erschienen, herausgegeben von Hermann Haarmann, Christoph Hesse und Lukas Laier.
Bücher
– Filmexil Sowjetunion. Deutsche Emigranten in der sowjetischen Filmproduktion der 1930er und 40er Jahre. München 2017.
– Filmstile. Wiesbaden 2016 (Mitautoren: Oliver Keutzer, Roman Mauer, Gregory Mohr).
– Filmform und Fetisch. Bielefeld 2006.
Herausgeberschaft
– Hermann Borchardt, Werke, Band 1: Autobiographische Schriften, Göttingen 2021 (Mitherausgeber: Hermann Haarmann, Lukas Laier).
― Hermann Borchardt, George Grosz, „Lass uns das Kriegsbeil begraben!“ Der Briefwechsel, Göttingen 2019 (Mitherausgeber: Hermann Haarmann).
– Unreglementierte Erfahrung. Freiburg i. Br.: 2015 (Mitherausgeber: Devi Dumbadze).
– Briefe an Bertolt Brecht im Exil 1933–1949. 3 Bände. Berlin 2014 (Mitherausgeber: Hermann Haarmann).
– Friedrich Wolf – Was bleibt und was lohnt! (Einspruch. Schriftenreihe der Friedrich-Wolf-Gesellschaft, Nr. 3), Marburg: 2014 (Mitherausgeber: Hermann Haarmann).
– Exil in der Sowjetunion 1933–1945 (Einspruch. Schriftenreihe der Friedrich-Wolf-Gesellschaft, Nr. 2). Marburg 2010 (Mitherausgeber: Hermann Haarmann).
Aufsätze (Auswahl)
– Ein kurzer Blick in den Abgrund: Mark Donskois Film „Die Unbeugsamen” (1945), in: Jan Gerber, Philipp Graf, Anna Pollmann (Hg.), Geschichtsoptimismus und Katastrophenbewusstsein. Europa nach dem Holocaust, Göttingen 2021.
– Kunst, Gesellschaft, Ästhetik, in: Anne Eusterschulte, Sebastian Tränkle (Hg.), Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie (Klassiker auslegen), Berlin 2021.
– Wrong World, Right Wishing, in: Cured Quail, Nr. 2, 2020.
– Ein Filmemacher bei der Arbeit: Claude Lanzmann, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik 17, 2020.
– Kritische Theorie und Frankfurter Schule (Walter Benjamin und Theodor W. Adorno), in: Ivo Ritzer (Hg.), Schlüsselwerke der Medienwissenschaft, Wiesbaden 2020.
– Hermann Borchardt, ein konservativer Radikaler, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik 15 (2019).
– Aus dem Tagebuch einer impressionablen Natur: Ervin Sinkó in Moskau. In: Hermann Haarmann, Anne Hartmann (Hg.): "Auf nach Moskau!" Reiseberichte aus dem Exil. Ein internationales Symposion. Baden-Baden 2018.
– Leo Löwenthal: Last Man Standing. In: Beverley Best, Werner Bonefeld, Chris O’Kane (Hg.): The SAGE Handbook of Frankfurt School Critical Theory, Band 1. London 2018.
– Das Telefonbuch von Manhattan. Einträge Leo Löwenthals zur Kritik der Postmoderne. In: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik 12 (2018).
– Meshrabpom greift nach dem Westen. Internationale Filmproduktionen der frühen 1930er Jahre und ihr Scheitern. In: Bernhard H. Bayerlein, Kasper Braskén, Uwe Sonnenberg (Hg.): Globale Räume für radikale transnationale Solidarität. Beiträge zum Ersten Internationalen Willi-Münzenberg-Kongress 2015 in Berlin. Berlin 2018.
– Ereignis und Erzählung: Shoah. In: Susanne Zepp (Hg.): Le Regard du Siècle. Claude Lanzmann zum 90. Geburtstag. Marburg 2017.
– In vergnügt lärmender Verzweiflung. George Grosz: Briefe eines Europamüden. In: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik, Nr. 10 (2017).
– Virtual Experience. In: Cured Quail, Nr. 1 (2017).
– Monsieur le Capital und Madame la Machine: Szenen einer Ehe. In: Navigationen. Zeitschrift für Medien und Kulturwissenschaften, Jg. 16, Nr. 2/2016.
– Die Unsichtbare. Carola Neher am Rande des deutschen Filmexils in der Sowjetunion. In: Reinhard Müller, Bettina Nir-Vered, Olga Reznikova, Irina Sherbakova (Hg.): Carola Neher. Gefeiert auf der Bühne, gestorben im Gulag. Berlin: 2016.
– „Dynamit der Zehntelsekunden“. Die Kontroverse über den Film zwischen Theodor W. Adorno und Walter Benjamin. In: Alex Körner, Julian Kuppe, Michael Schüßler (Hg.): Der Widerspruch der Kunst. Beiträge zum Verhältnis von Kunst und Gesellschaftskritik. Berlin 2016.
– Ohne Namen. Die Darstellung der Verfolgung und Vernichtung der Juden im sowjetischen Kino 1938–1945. In: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik, Nr. 6 (2015).
– Philosophie als Mähmachendes. Die Rettung der Sprache durch Verbindlichkeit und Ausdruck. In: Max Beck, Nicholas Coomann (Hg.): Sprachkritik als Ideologiekritik. Studien zu Adornos ›Jargon der Eigentlichkeit‹. Würzburg: 2015 (Mitautor: Dirk Braunstein).
– Home at a Distance. The Design of Nazi Germany in Exile Films from the Soviet Union. In: Journal of Design History, Jg. 28, Nr. 1 (2015).
– Das drastische Medium. Über Adornos Kritik des Films. In: Brigitte Marschall, Christian Schulte, Sara Vorwalder, Florian Wagner (Hg.): (K)ein Ende der Kunst? Kritische Theorie, Ästhetik, Gesellschaft. Münster 2014.
– Marxistische Medientheorie. In: Jens Schröter (Hg.): Handbuch Medienwissenschaft. Stuttgart 2014.
– Lanzmann ici et Godard ailleurs. In: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik, Nr. 2 (2013).
– Solidarität angesichts der Bedrohung: Jean Améry und Claude Lanzmann. In: Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur und Literatur des Exils und des Widerstands, Jg. 29, Nr. 4 (2012).
– Film als Waffe. In: Dirk Braunstein, Sebastian Dittmann, Isabelle Klasen (Hg.): Alles falsch. Auf verlorenem Posten gegen die Kulturindustrie. Berlin 2012.
– It Happened Elsewhere: Godard’s Last Revolt. In: Cinemascope. Independent Film Journal, Nr. 16 (2011).
― Zeugenschaft der Toten. Über Claude Lanzmanns Film Shoah. In: Falko Schmieder (Hg.): Überleben. Historische und aktuelle Konstellationen. München 2011.
― Pariser Mai im Dunkeln: Godards fröhliche Wissenschaft. In: Devi Dumbadze et al. (Hg.): Erkenntnis und Kritik. Zeitgenössische Positionen. Bielefeld 2009.
― Walter Benjamin: Berliner Kindheit in Paris. In: Hermann Haarmann (Hg.): Berlin im Kopf. Arbeit am Berlin-Mythos der Moderne. Exil und innere Emigration 1933–1945. Berlin 2008.
― Warenfetisch und Kulturindustrie. In: Fabian Kettner, Paul Mentz (Hg.): Theorie als Kritik. Freiburg i. Br. 2008.
― Empathie mit dem Ding. Über einen Fall von Ekstase in›Das Alte und das Neue‹. In: Thomas Koebner, Fabienne Liptay, Thomas Meder (Hg.): Bildtheorie und Film. München 2006 (Mitautor: Wolfgang Beilenhoff).
― Nachwort. In: Wolfgang Beilenhoff (Hg.): Poetika Kino. Theorie und Praxis des Films im russischen Formalismus. Frankfurt a.M. 2005 (Mitautor: Wolfgang Beilenhoff).
Übersetzungen (Auswahl)
Aus dem Englischen:
– Robert Hullot-Kentor, „Was wo“. Ein Kommentar zu Samuel Beckett, in: Karel Markus (Hg.), Rolf Tiedemann. Der getreue Editor, München 2020.
– Robert Hullot-Kentor, Moishe Postone und der Essay als Form, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik 15, 2019.
– Richard Landes, Desorientiert durch Said. Die Auswirkung des Postkolonialismus auf den geistigen Dschihad des 21. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie 5(1), 2018.
– Robert Hullot-Kentor, Was Barbarei ist, in: Theodora Becker, Andreas Franze, Jakob Hayner, Arne Kellermann (Hg.), Grenzsteine. Beiträge zur Kritik der Gewalt. München 2016.
Aus dem Französischen:
– Claude Lanzmann, Die Arbeit des Filmemachers. Claude Lanzmann im Gespräch mit Jean-Michel Frodon, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik 17, 2020.
– Caroline Fourest, Generation Beleidigt. Von der Sprachpolizei zur Gedankenpolizei. Über den wachsenden Einfluss linker Identitärer, Berlin 2020 (Mitübersetzer: Alexander Carstiuc, Mark Feldon).
– Pascal Bruckner, Der eingebildete Rassismus. Islamophobie und Schuld, Berlin 2020 (Mitübersetzer: Alexander Carstiuc, Mark Feldon).