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Wintersemester 2022/23

„Was ich gestern gesehen habe…“ – Wie Sendungskritiken den redaktionellen Alltag im ZDF beeinflussen (Dr. Mirco Liefke)

Redaktionelle Prozesse sind auf charakteristische Weise von Situationen geprägt, in welchen die Ergebnisse individueller Recherche bzw. von Ideen- und Programmentwicklung zur Diskussion gestellt werden oder Feedback zu bereits veröffentlichten Beiträgen/Sendungen eingeholt wird. Die Wirkung solcher Rückmeldungen kann dabei sehr unterschiedlich sein und reicht von Frustrationserfahrungen und Einschüchterung bis hin zu produktiven Denkanstößen und neuen Perspektiven, durch die Wertschätzung und ein konstruktives Arbeitsklima zum Ausdruck gebracht werden können. „Fruchtbares Feedback“ ist gerade für den Journalismus, in dem es immer wieder darum geht, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und Unsicherheiten etwa hinsichtlich der Verständlichkeit oder Ausgewogenheit der eigenen Arbeit zu überwinden, von fundamentaler Bedeutung.

Im Rahmen eines Projektmoduls entwickeln Studierende des Master-Studiengangs „Publizistik- und Kommunikationswissenschaft“ unter meiner Anleitung und in Abstimmung mit den teilnehmenden ZDF-Redaktionen (in Mainz und Berlin) ein Forschungskonzept, das die gegenwärtige „Feedback/Diskussionskultur“ in verschiedenen Redaktionen beschreibt und Möglichkeiten für eine etwaige Veränderung bzw. Verbesserung der fraglichen Abläufe aufzeigt. [Die Implementierung dieser Vorschläge könnte in einem Anschlussprojekt dokumentiert und evaluiert werden.]

Nach der gemeinsamen Entwicklung einer geeigneten Forschungsfrage begleiten etwa 2-3 Studierende jeweils gemeinsam und unter meiner Anleitung den Arbeitsalltag der teilnehmenden Redaktionen/Teams o.ä. Es besteht während dieses Feldaufenthaltes, dessen Länge in Absprache mit dem ZDF festgelegt wird, keine Verpflichtung zur redaktionellen Mitarbeit. Es geht vielmehr darum, die redaktionellen Prozesse zu beobachten und gelegentlich etwa im Rahmen von Interviews, Fragen zu bestimmten Abläufen und insbesondere zum Nutzen von Feedbacks zu erörtern. Diese die teilnehmenden Beobachtungen flankierenden Interviews werden freiwillig und anonym geführt, um die Einschätzungen, Sorgen und Erfahrungen der Teilnehmenden zu erkunden. Neben der unmittelbaren Forschung in den Redaktionen besteht die Möglichkeit, an den morgendlichen Redaktionskonferenzen, während welcher u.a. die Vortagessendung kritisiert wird, digital teilzunehmen und diese auszuwerten. Außerdem erklären sich die Studierenden bereit, ihrerseits auf Wunsch der Redaktion Feedback zu geben und bspw. Sendungskritiken für den internen Gebrauch vorzulegen. Alle erhobenen Daten und Zwischenergebnisse werden den teilnehmenden Redaktionen präsentiert und dem ZDF lediglich in anonymisierter bzw. aggregierter Form zur Verfügung gestellt.   

Neben diesem Projektmodul wird die Feedbackkultur innerhalb des ZDF auch im Seminar „Nach der Sendung ist vor der Sendung. Wie Organisationskommunikation Feedback-Kulturen im ZDF prägt [LV-Nr. 28751] sowie in der dazugehörigen Methodenübung „Nach der Sendung ist vor der Sendung. Qualitative Methodenübung [LV-Nr. 28752]“ thematisiert. Eine Teilnahme an einer dieser Veranstaltungen ist nicht erforderlich, um sich für das Projektmodul anzumelden. Vielmehr bereichert das Projekt die genannten Lehrveranstaltungen, in denen bei Bedarf die erhobenen Daten oder erste Analyseergebnisse vorgestellt und diskutiert werden können.

Die Bewertung von Fernsehsendungen und Identitätsarbeit in der Nachwendezeit (Prof. Dr. Maria Löblich)

Im Rahmen des Masterseminars „‘Da ist viel Plattenbau zu sehen‘. Ost-Identitäten und öffentlich-rechtliches Fernsehen“ wurden im Sommersemester 2022 Gruppendiskussionen mit Menschen aus Ostdeutschland durchgeführt. Gefragt wurde nach der Bewertung von öffentlich-rechtlichen Fernsehsendungen, in denen ostdeutsche Identitätsanker vermutet wurden.

Die Gruppendiskussionen bieten einen spannenden Einblick in unterschiedliche mediale Bedeutungszuschreibungen und Nachwendeerfahrungen. Im Rahmen des Moduls „Projektorientierte Vermittlung wissenschaftlicher Problemanalyse (10 LP)“ kann nun auf verschiedene Art und Weise an diesem Forschungszusammenhang weitergearbeitet werden. Sie können zum einen weitere Befragungen anschließen und die Transkripte auswerten. Sie können zum anderen kleine Inhaltsanalysen ausgewählter Folgen einer einschlägigen Fernsehserie durchführen, um die Art der Identitätsanker und Identitätskonstruktionen zu konkretisieren, die Nutzerinnen und Nutzern angeboten wurden. Schließlich bietet es sich auch an, per Inhaltsanalyse Identitätsbezüge herauszuarbeiten, die der Leitmediendiskurs diesen Sendungen (z.B. über Rezensionen) zugewiesen hat. Im besten Fall steht am Ende all dieser Projekte ein kleiner, veröffentlichungsreifer Text, in dem Sie Ihre Ergebnisse zusammenfassen, oder eine Vorbereitung auf die Masterarbeit.

Die Organisation und genauere Absprache erfolgen über individuell vereinbarte Treffen. Bei Interesse melden Sie sich gern bei Prof. Dr. Maria Löblich (maria.loeblich@fu-berlin.de).

Die Zahlen der Pandemie – Inhaltsanalyse der Corona-Datenberichterstattung in deutschen Tageszeitungen (Dr. Julia Lück-Benz)

Zahlen haben in der Corona-Pandemie von Beginn an eine große Rolle gespielt. Spätestens als Ende Januar 2020 der erste Fall der zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unbekannten Krankheit in Deutschland bestätigt wurde, begann auch hierzulande das Zählen: Fallzahlen, Todeszahlen, Reproduktionswerte, Quoten für die Auslastung von Intensivstationen, usw. Schon wenige Wochen später hatten die Corona-Zahlen einen ähnlich festen Platz in der täglichen Berichterstattung wie der Wetterbericht. Anders als der Wetterbericht allerdings dienten die Corona-Daten im Folgenden als Grundlage für weitreichende politische Entscheidungen mit enormen Auswirkungen für die gesamte Gesellschaft. Das Projekt beschäftigt sich daher mit folgenden forschungsleitenden Fragen: Wie wurden die Zahlen und Daten der Corona-Pandemie von ihrem Beginn bis zum Ende des zweiten Lockdowns in deutschen überregionalen und regionalen Tageszeitungen dargestellt und welche Qualität weist die datenbezogene Berichterstattung auf?

Die Beantwortung der Forschungsfrage soll auf Basis einer quantitativen Inhaltsanalyse erfolgen. Für das Projekt werden vier überregionale Zeitungen unterschiedlicher politischer Ausrichtung (taz, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt) sowie vier große Regionalzeitungen aus unterschiedlichen Teilen des Landes (Mitteldeutsche Zeitung, Münchener Merkur, Rheinische Post, Hamburger Abendblatt) herangezogen.

Interessierte Studierende können sich gerne an Julia Lück-Benz (j.lueck-benz@fu-berlin.de) wenden.

Angst und Wut in Rostock-Lichtenhagen: Die Analyse von Emotionen in der Berichterstattung über historische migrationsbezogene Ereignisse (Prof. Dr. Margreth Lünenborg / Dr. Débora Medeiros)

Wie erzeugt Journalismus Emotionen? Wessen Emotionen werden (un)sichtbar gemacht? Welche Gefühle werden als legitim, welche als problematisch markiert? Mit solchen Fragen beschäftigt sich das Forschungsprojekt „Journalismus und seine Ordnung der Emotionen“ am SFB „Affective Societies" .

Im Rahmen des Projektmoduls können einzelne Studierende in diese Arbeit eingebunden werden. Sie lernen dabei laufende Forschungsprozesse kennen und haben Gelegenheit, eigenständig empirisches Arbeiten umzusetzen. Anhand einer Auswahl von journalistischen Beiträgen, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt wurden, soll die Erzeugung und Vermittlung von emotional basierten Interpretationen durch den Journalismus in der Berichterstattung über migrationsbezogene Ereignisse untersucht werden.

Konkret werden sich die Studierende der Berichterstattung über die rechtsextremen Pogrome in Rostock-Lichtenhagen 1992 und über die Änderung des Asylrechts im Grundgesetzt (Art. 16a GG) 1993 widmen. Sowohl aktuelle Beiträge aus der Zeit als auch Erinnerungsbeiträge, die in den folgenden Jahren ausgestrahlt wurden, werden untersucht. Das ermöglicht, Veränderungen im Diskurs über diese Ereignisse sowie in deren audiovisueller Darstellung über ca. 30 Jahre herauszuarbeiten. Das Fernsehmaterial liegt vor. Die Studierende werden mit der Software MAXQDA arbeiten, die über eine Campus-Lizenz verfügbar ist. Dadurch können sie Kenntnisse in der computergestützten, qualitativen Fernseh-Analysen erwerben oder vertiefen.

In enger Verbindung mit dem Forschungsprojekt „Journalismus und seine Ordnung der Emotionen“ greift die Analyse auf am SFB entwickelte Konzepte von Affekt, Emotionen und affizierenden Registern zurück. Die Analyseergebnisse werden abschließend in einem Forschungsbericht festgehalten.

Teamgröße: 2 bis maximal 3 Studierende

Anmeldung per E-Mail an: Margreth.Luenenborg@fu-berlin.de

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