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Qualitative Methoden der Politikwissenschaft am Beispiel der Europaforschung

(15 361)

TypHauptseminar
Dozent/inDr. Miriam Hartlapp
RaumIhnestr. 21 21/F
Beginn15.04.2010
Zeit

Do. wö. 8.30-10.00

Weder in der Politikwissenschaft allgemein noch in der Europaforschung herrscht Konsens über wissenschaftstheoretische und methodische Fragen. Manche Forschungsfragen legen bestimmte Designs nahe, andere lassen viele Freiräume. Gleichzeitig ist die Wahl von Methoden nicht beliebig, sondern von zentraler Bedeutung für Forschungsprozess und Ergebnisse - und sie kann systematisch erlernt werden. Zu diesem Zweck behandelt dieses Seminar Grundlagen der empirisch-analytischen Methodenauswahl und Methodenanwendung. Wir beschäftigen uns mit qualitativen Methoden. Die Anwendung wird dabei anhand ausgewählter Beiträge aus der Disziplin der Europaforschung illustriert und diskutiert.
Das Seminar gliedert sich in drei Teile. Der erste Teil vermittelt Grundlagen des sozialwissenschaftlichen Forschungsprozess, die für die Entwicklung eines Forschungsdesigns notwendig sind. Wir beschäftigen uns mit wissenschaftstheoretischen Grundpositionen, dem Problem eine wissenschaftliche Fragestellung zu formulieren und klären Stellung und Struktur von Theorien, Hypothesen und Variablen im Forschungsprozess. Im zweiten Block der Veranstaltung wenden wir uns dann Fallorientierten und Variablenorientierten Forschungsdesigns zu. Wir diskutieren Einzelfallstudien und Vergleiche mit kleinen Fallzahlen und beschäftigen uns mit Strategien und Probleme der Fallauswahl, sowie mit Typologien. Der dritte Teil setzt einen Schwerpunkt bei der konkreten Anwendung. Anhand ausgewählter Bespiele sollen Methoden der Datenerhebung (Interviews, teilnehmende Beobachtung) und Datenauswertung (Diskursanalyse, process tracing, QCA) vorgestellt und in Gruppenarbeit erprobt werden.
Ziel ist es, einen differenzierten Überblick über Stärken und Schwächen unterschiedlicher Forschungsdesigns und qualitativer Methoden zu vermitteln. Studierende erhalten damit Instrumente an die Hand, um selbstständig Forschungsdesigns im Bereich der Europaforschung zu entwickeln.

Das Seminar richtet sich an Studierende im Hauptstudium, die während des Grundstudiums bereits entsprechende propädeutische Kurse besucht und grundlegende Kenntnisse der europäischen Institutionen und des Integrationsprozess erworben haben. Gute Englischkenntnisse sind Voraussetzung zur Teilnahme, da umfangreiche Lektüre in dieser Sprache bewältigt werden muss. Eine weitere Voraussetzung ist die Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung der Studierenden, da das methodische Wissen sonst sehr abstrakt bleibt.

Einführende Literatur:
Geddes, Barbara (2003), Paradigms and Sand Castles: Theory Building and Research Design in Comparative Politics (Michigan: University of Michigan Press).
King, Gary, Robert O. Keohane, and Sidney Verba (1994), Designing Social Inquiry: Scientific Inference in Qualitative Research (Princeton: Princeton University Press).
Marsh, David, and Gerry Stoker (2002), Theory and Methods in Political Science. Second Edition (Houndmills: Palgrave), besonders Part II
Schnell, Rainer, Paul Hill, and Elke Esser (2005), Methoden der empirischen Sozialforschung, 7. Auflage (München: Oldenbourg)