Italien und Deutschland: Gemeinsamkeiten und Differenzen
Das Bild des deutschen Malers Overbeck Italia und Germania, das vor fast 200 Jahren entstanden ist und immer wieder in Zeitungen, Programmen und Prospekten abgebildet wird, wenn es um Italien und Deutschland geht, soll Verbundenheit und Gemeinsamkeit signalisieren und ist beispielhaft für die Sehnsüchte, Wünsche, aber auch Klischees in den Beziehungen beider Länder. Nach der Erfahrung von Diktatur und Krieg entwickelt sich Italien in den 50er Jahren zum wichtigsten Zielland deutscher Touristen und Deutschland wird zum Zielland von Tausenden von italienischen Gastarbeitern, während Degasperi und Adenauer mit anderen den Aufbau der späteren EU initiierten. Deutsche und italienische Intellektuelle förderten den kulturellen Austausch; es kam zu einer gegenseitigen kulturellen und soziopolitischen Rezeption mit einer Interpretation der jeweiligen Gesellschaft und der politischen Systeme. In den 70er Jahren zum Beispiel blickten die deutsche Linke und andere Beobachter nach Italien mit seinem Eurocomunismo, in den 80er und 90er Jahren war der Begriff “Toskana Fraktion“ Synonym für einen bestimmten Lebensstil mancher deutscher Politiker. In Italien haben die Skandale Anfang der 90er Jahre das politische System und die politische Klasse des Landes in eine Krise gestürzt, aus der zum Teil neue politische Subjekte entstanden sind. Außerdem stellte Italien innerhalb Europas mit einem Medienzar als Ministerpräsidenten einen besonderen Fall dar, der in Deutschland Anlass gab für verschiedene politische Kommentare und Analysen.Im Seminar sollen diese Prozesse analysiert und anhand von Fallbeispielen näher untersucht werden, und zwar im Hinblick darauf, welches die Gemeinsamkeiten und die Differenzen zwischen den beiden Ländern und Ihrer Institutionen sind und inwieweit Stereotypen und Klischees in den Beziehungen und jeweiligen Betrachtungen eine Rolle spielen. Oder sind wir etwa mit einer schleichenden Entfremdung beider Länder (Rusconi et al. 2009) konfrontiert?
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Typ | Proseminar |
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Dozent/in | Edith Pichler |
Raum | Garystr. 55/ B |
Zeit | Mi 14-16 Uhr |