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Krieg, Identität und Geschlecht Teil 1

(15401)

TypProjektseminar
Dozent/inSven Chojnacki
RaumGarystr.55/A Hörsaal
Beginn19.04.2022
Ende19.07.2022
Zeit

Dienstag, 14-18

Wie lässt sich der Begriff des Krieges im 21. Jahrhundert bestimmen? Welchen theoretischen Stellenwert haben Identität und Geschlecht in den theoretischen Erklärungen inner- und zwischenstaatlicher Kriegsursachen? Wie verändern sich diese Kategorien wiederum im bzw. durch Kriege? Diese Fragen sollten in der ursprünglichen Kursplanung dazu anleiten, insbesondere das Verhältnis von Krieg, Identität und Geschlecht systematisch zu durchdringen.

Der russische Angriffskrieg und die damit verbundene Rückkehr eines grossen, konventionellen Krieges in Europa führen jedoch zu einer notwendigen Anpassung der ursprünglichen Forschungsagenda. Als Konsequenz wird das Projektseminar nun einerseits theoretisch breiter angelegt sein und fragt danach, mit welchen begrifflichen und theoretisch-konzeptionellen Ansätzen wir innerhalb der Konfliktforschung bezüglich der Untersuchung bzw. Erklärung von Kriegen konfrontiert sind. Feministische, konstruktivistische und postkoloniale Perspektiven auf Geschlecht, Identität und Wissen konkurrieren dabei in gewisser Weise mit rationalistischen und realpolitischen Ansätzen von Macht, Territorium und Rüstungsdynamiken (Militärtechnologien). Andererseits wird das Projektseminar in empirischer Hinsicht einen Schwerpunkt auf die aktuelle russische Invasion legen und dazu anregen, spezifische Aspekte und Entwicklungen des Krieges bzw. seiner Ursachen theoretisch angeleitet zu untersuchen. Thematisch eignen sich sowohl Blicke auf die medialen/politischen Konstruktionen/Repräsentationen des Krieges (u.a. Wie wird der Krieg von unterschiedlichen Akteur*innen „gerahmt“? Wie werden militärische Männlichkeiten konstruiert und reproduziert? Welche Funktionen haben Identitäten in Konflikten/Kriegen und in welcher Beziehung stehen diese zu historischen Mythen und territorialen Ordnungen?) als auch Analysen zum Problemkomplex, warum und unter welchen Bedingungen Groß- und Atommächte im 21. Jahrhundert die Mittel eines konventionellen Krieges wählen, um ihre politischen Ziele zu erreichen – und inwieweit dieser Krieg eine Zäsur („Zeitenwende“) für Politik und Konfliktforschung bedeutet.

In begrifflicher und theoretischer Hinsicht zielt das Projektseminar auf die Vermittlung umkämpfter Begriffe und kontroverser Theorien, die in der eigenen Forschung systematisch angewendet werden sollen (auch unter dem Aspekt ihrer komplementären Verwendung). In methodologischer und methodischer Hinsicht fokussiert das Projektseminar auf jene Methoden, die von den Teilnehmer*innen auch tatsächlich zur Untersuchung eingesetzt und entsprechend in der zweiten Kurshälfte vertieft werden. Mögliche Schwerpunktsetzungen reichen dabei von Prozessanalysen (process tracing) über Diskurs- und Inhaltsanalysen bis hin zu Grounded Theory-Ansätzen und situationsanalytischen Zugängen. Die Analyseperspektiven können eher eng ausgerichtet werden (qualitative Einzelfalluntersuchungen), weiter ausfallen (synchrone oder diachrone Fallvergleiche, quantitative Designs) oder auch – eher grundlagenorientiert – auf Theoriebildung bzw. Debattensynthese ausgerichtet sein. In Abhängigkeit von der individuellen thematischen Ausrichtung und inhaltlichen Qualität einzelner Beiträge – sowie des notwendigen gemeinsamen Engagements – wird zudem die konzeptionelle Entwicklung und Publikation eines gemeinsamen Sammelbandes erwogen.

Vorlesungsverzeichnis
Bibliothek
SFB 700
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