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Discussion Paper: Die Grenzen autoritärer Kontrolle Dynamiken von Mobilisierung und Repression nach dem Militärputsch in Ägypten

Jannis Grimm – 2014

Anhand einer Fallstudie zum Protestzyklus der ägyptischen Anticoup-Koalition im Spätsommer 2013 geht das Working Paper der Frage nach, welche Art von Repressionen, gegen wen und zu welchem Zeitpunkt in einem autoritären Kontext eskalierend oder demobilisierend auf soziale Bewegungen wirken. Es kombiniert die Auswertung von Eventdaten mit einer qualitativen Tiefenanalyse einzelner Protestepisoden und liefert so ein historisches Narrativ über die Protestdynamiken in Ägypten in den ersten Monaten nach dem Militärcoup. Die Fallstudie offenbart den Konflikt in Ägypten als dynamischen und reziproken Prozess, bei dem das Verhalten von Sicherheitskräften und Demonstrierendne stetig durch das ihres Gegenübers konditioniert wurde. Sie zeigt, dass staatliche Repressionen zwar insofern wirkten, als sie gewisse Protestformen effizient unterdrücken. Ein effektives Werkzeug zur Kontrolle der Anticoup-Kampagne waren sie aber nicht. Prozesse funktionaler Ausdifferenzierung, Dezentralisierung und die Diversifikation von Protesttaktiken stellten stattdessen das Überleben der islamistischen Protestkoalition sicher. Da es dieser jedoch nicht gelang, durch innovative Frames die Basis für Koalitionsbildung jenseits des islamistischen Oppositionsspektrums zu schaffen, blieb eine breite Welle der Solidarisierung gegen das Regime aus. Die Gegenreaktion auf repressive Gewalt blieb somit auf den engeren islamistischen Unterstützerkreis beschränkt.

Titel
Discussion Paper: Die Grenzen autoritärer Kontrolle Dynamiken von Mobilisierung und Repression nach dem Militärputsch in Ägypten
Verfasser
Jannis Grimm
Datum
2014-09
Art
Text