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Seminar: Theorie und Praxis sozio-kultureller Jugendarbeit im sozialen Brennpunkt am Beispiel der Jugendtheaterwerkstatt Moabit

Lehrveranstaltung im Sommersemester 2008

 

Prof. Dr. Christine Kulke

Ahmed Shah

 

Theorie und Praxis sozio-kultureller Jugendarbeit im sozialen Brennpunkt am Beispiel der Jugendtheaterwerkstatt Moabit

 

Do 12-14 Uhr            55/323           Beginn: 17.4.

 

Kommentar:

Unterschiedliche interkulturelle Diskurse und soziale Praxen im Gefolge vielfältiger globaler Transformationsprozesse  sind derzeit für die sozio-kulturelle Jugendarbeit wichtig geworden, berühren diese unmittelbar und fordern sie heraus. Hier sind das Verhältnis von Migration und der Einwanderungs- bzw. Dominanzgesellschaft zu nennen, die Verstärkung von Gewalt und Gewaltpotenzialen, von Rassismus und Antisemitismus sowie spezifische Ethnisierungsprozesse und die Herausbildung differenter kollektiver Identitäten. Hinzu kommen eine zunehmende sozial-materielle und kulturelle Exklusion sozialer Schichten und die Verschärfung sozio-politischer Konflikte. Inwieweit kann sozio-kulturelle Jugendarbeit diesen aktuellen Herausforderungen gerecht werden? Zur Bearbeitung dieser Fragestellung sollen im Seminar zunächst die theoretischen Voraussetzungen geklärt werden anhand zentraler Ansätze sozio-kultureller Jugendarbeit in  geeigneten Konzeptionen und Modellen der politischen Sozialisation und Bildung, besonders zur Konflikt- und Friedenspädagogik. In ihnen geht es um soziale Anerkennung und die Unterstützung von Jugendlichen bei der Aneignung und Auseinandersetzung mit deren Lebenswirklichkeit. Zudem sind jene Ansätze von Interesse, die sich mit der Möglichkeit der Ermutigung und Befähigung Jugendlicher zur Entwicklung kommunikativer Kompetenzen und geeigneter, erfolgreicher sozialer Handlungsstrategien befassen. Es wird im Seminar zu prüfen sein, ob die These trägt, daß sozio-kulturelle Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten in enger Beziehung zu Fragen interkultureller Identität im Kontext politischer Sozialisation und Bildung steht. Diese wird hier allgemein als kritische Instanz zur Vermittlung und Entwicklung politischen Lernens und politischer Handlungskompetenzen im Sinne demokratischer, zivilgesellschaftlicher Herausforderungen verstanden. Freilich werden im Seminar auch die Grenzen dieser, sich als kritisch verstehenden Ansätze aufzuzeigen sein. Im Besonderen werden wir uns im Rahmen des Seminars damit beschäftigen, wie sozio-kulturelle Arbeit in den Milieus, die zunehmend als muslimische Parallelgesellschaften bezeichnet werden, aussehen kann. Wir werden uns konkret mit der Arbeit von ‚Initiative Grenzen-Los! Die Jugendtheaterwerkstatt Moabit’ auseinandersetzen. Über mehrere Jahre arbeiteten Akteure aus dem sozialen und kulturellen Bereich gemeinsam mit Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft in Moabit. Die Arbeit von Grenzen-Los! vereint unterschiedliche Ansätze. Darunter 1. Community Art – künstlerische Arbeit im Stadtteil, nicht als Maßnahme zu Verschönerung des sonst öden Wohnumfelds, sondern als eine Verlagerung des künstlerischen Handwerks vom Kunstbetrieb zu den Menschen in ihren Alltag. 2. Emanzipationspädagogik – soziokulturelle Arbeit nicht als Überlebens- oder Besänftigungstherapie, sondern als Strategie zur  Förderung und Befähigung des kritischen Potentials der Betroffenen. 3. Bricolage – Förderung der Ansätze selbst gebastelter Identität der Jugendlichen jenseits einer angeblichen Leit- oder Multikultur. Wir haben die Möglichkeit, ein neues Theaterprojekt bei seinen Aufführungen zu begleiten,  seine Rezeption(en) im sozialen Feld und die Lernbewegungen der Jugendlichen kritisch zu verfolgen und damit die Wechselwirkungen zwischen Theater, den Akteuren des Projektes und dem sozialen Umfeld zu untersuchen. Das Seminar wird die Chancen und Perspektiven soziokultureller Jugendarbeit in sozialen Brennpunktgebieten vermitteln und entsprechende Initiativen der TeilnehmerInnen fördern und unterstützen.

 

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