Im Rahmen des vom Projekt "Geschichte der Ihnestraße 22" ausgerichteten OFFENEN HÖRSAALS "Eugenik – Entmenschlichung – Erinnerung" spricht Thiago P. Barbosa (Universität Bayreuth) über "'Rasse' und Rassifizierung in/zwischen Deutschland und Indien: Irawati Karves Anthropologie, 1927–1970". Der Vortrag analysiert Irawati Karves (1905–1970) wissenschaftliche Ansätze zu „Rasse“. Die indische Anthropologin hatte sich seit ihrer Ausbildung am Berliner KWI für Anthropologie unter Eugen Fischer mit dem Thema beschäftigt, das auch ihre Forschung zu menschlicher Vielfalt in Indien beeinflusste. Anhand des Beispiels von Karves rassisierenden Studien zu Kaste und Ethnizität in Indien werden die internationale Zirkulation und politischen Implikationen der deutschen rassischen Anthropologie beleuchtet.

Thiago Pinto Barbosa hat Sozialwissenschaften in Brasilien und Deutschland studiert. Während seines Masterstudiums am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin hat er das Ausstellungs- und Erinnerungsprojekt „Manufacturing Race“ mitinitiiert und koordiniert, welches die Geschichte des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, Menschliche Erblehre und Eugenik mit Fokus auf deren Bezug zur deutschen Kolonialgeschichte beleuchtet. Barbosa schließt derzeit seine Promotion in Sozial- und Kulturanthropologie an der Universität Bayreuth ab. Dort ist er Mitglied der Forschungsgruppe „Anthropologie globaler Ungleichheiten“. Als Dozent an der Uni Bayreuth hat er u.a. zu post- und dekolonialen Studien als auch zu Ungleichheit und Diversität in Indien gelehrt.