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Projekt »Geschichte der Ihnestr. 22«

Eine Auseinandersetzung mit Geschichte und Nachwirken des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik

Willkommen auf der Homepage des Projekts »Geschichte der Ihnestr. 22«

Bauplan für die KWI-A-Gebäude in der Ihnestr. 22 & 24 (Juli 1927)

Bauplan für die KWI-A-Gebäude in der Ihnestr. 22 & 24 (Juli 1927)
Bildquelle: Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem (AMPG, IV, I, 879)

Das Gebäude in der Ihnestraße 22 in Berlin-Dahlem, in dem sich heute ein Teil des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft befindet, blickt auf eine drastische Geschichte von Entmenschlichung und Rassismus zurück. Von 1927 bis 1945 beherbergte es das Hauptgebäude des „Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik“ (KWI-A), für das es eigens gebaut wurde. Das „KWI-A“ avancierte bald zum prominenten Institut für Humangenetik, „Rasseforschung“ und Eugenik: Unter seinem Dach versuchten Wissenschaftler*innen nachzuweisen, dass Krankheiten und Verhalten erblich seien, ebenso wie Merkmale, anhand derer sie versuchten, die Idee menschlicher „Rassen“ zu stützen. Das KWI-A war zudem unmittelbar an eugenischen Maßnahmen des deutschen Staats beteiligt. So legitimierten Institutsmitarbeiter*innen – bereits in der Weimarer Republik – die Zwangssterilisierung von Personen. In der Ihnestr. 22 forschten Wissenschaftler*innen schließlich auch an den Körpern von Personen, die in nationalsozialistischen Vernichtungslagern und Heilanstalten ermordet wurden. Insbesondere Sinti*zze und Rom*nja, Jüdinnen*Juden, Schwarze Personen und behinderte Menschen fielen den Arbeiten des KWI-A zum Opfer.

Das im Januar 2019 eingerichtete Projekt entwickelt den "Erinnerungsort Ihnestraße", eine in den historischen Ort integrierte dezentrale Dauerausstellung, die kritisch von der Geschichte des KWI-A erzählt. Dazu bündelt das Projektteam die umfangreiche Forschung zur Geschichte des KWI-A und zur Geschichte der Eugenik in Deutschland und recherchiert zu Forschungslücken. In Absprache mit Selbstorganisationen der relevanten Opfergruppen und einem wissenschaflichen Beirat werden Formate und Inhalte für eine sensible Sichtbarmachung und Auseinandersetzung mit der Geschichte des KWI-A und des damit verbundenen Unrechts erarbeitet. Ein Anliegen dabei ist, deutlich zu machen, dass die Geschichte eugenischer Ideen und Praktiken weit vor 1933 beginnt und nicht mit 1945 endet. Der "Erinnerungsort Ihnestraße" wird im Herbst 2024 eröffnen.

Das Projekt "Geschichte der Ihnestraße 22" richtet zudem öffentliche Veranstaltungen aus, die sich der Geschichte des KWI-A sowie damit verbundenen erinnerungspolitischen Fragen widmen. Schließlich bieten die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Projekts Seminare an, mit denen sie darauf hinwirken wollen, dass die Beschäftigung mit der Geschichte des KWI-A stärker in der Lehre am Otto-Suhr-Institut verankert wird.

Das Projektteam besteht aktuell aus der Historikerin Dr. Manuela Bauche (Projektleitung), dem historisch arbeitenden Politologen Volker Strähle (freier Mitarbeiter), und den Politikwissenschaftler*innen Mika Kößler und Sarah John als studentische Hilfskräfte. Dr. des. Kerstin Stubenvoll war von April 2021 bis August 2022 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt tätig. Außerdem im Projekt tätig war Danna Marshall 2020 bis 2023 als studentische Hilfskraft.

Adresse
Ihnestr. 22
Raum 217
14195 Berlin
Name
Dr. Manuela Bauche
Vorlesungsverzeichnis
Bibliothek
SFB 700
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