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Kollektives Gedächtnis als Basis einer Identifikation mit Europa. Geschichtsdeutung zwischen Globalisierung, Europäisierung, Renationalisierung und Hybridisierung


Teilprojekt der DFG-Forschergruppe „Europäische Vergesellschaftungsprozesse. Horizontale Europäisierung zwischen nationalstaatlicher und globaler Vergesellschaftung“

Übersicht aller Projekte in der Forschergruppe

Leiter

Prof. Dr. Jürgen Gerhards

Mitarbeiter

Dr. Lars Breuer

Anna Delius (Leidinger), M.A.

Fragestellung

Die zunehmende politische Integration Europas und vor allem die Krisen der letzten fünf Jahre haben die Debatte um die Voraussetzungen für die Herausbildung einer europäischen Identität neu entfacht. In der Forschung werden gemeinsam geteilte Vergangenheitsdeutungen häufig als eine wichtige Voraussetzung für die Herausbildung kollektiver Identitäten genannt.  So spielten sie beispielsweise eine entscheidende Rolle in der Konstruktion nationaler europäischer Identitäten im 19. und 20. Jahrhundert.

Im Zuge der zunehmenden europäischen und globalen Vernetzung der Nationalstaaten, die auch Debatten über die Entstehung einer ‚Europäischen Öffentlichkeit‘ provoziert hat, lässt sich fragen, ob und wie sich die nationalstaatsspezifischen Vergangenheitsdeutungen für multiple und transnationale Erinnerungen geöffnet haben. Wir untersuchen diese allgemeine Frage in einem doppelten Vergleich: Zum einen vergleichen wir die Erinnerungen der Bürger mit denen der offiziellen, institutionalisierten Vergangenheitsdeutung. Zum zweiten vergleichen wir vier europäische Länder miteinander, nämlich  Deutschland, Großbritannien, Polen und Spanien. Das Projekt geht dabei im einzelnen folgenden Fragen nach:

  1. In welchem Maße finden sich in der institutionalisierten nationalen Vergangenheitsdeutung Bezüge auf außernationale Ereignisse und inwiefern stimmt die geteilte Erinnerung der Bürger mit der offiziellen Vergangenheitsdeutung überein?
  2. Inwiefern weisen die geteilten Erinnerungen der Bürger Europas nationale, transnationale oder globale Bezüge auf? Wie sehen diese aus? 
  3. Gibt es gemeinsam geteilte ‚Modi‘ der Erinnerung, etwa in Diskursen über den Umgang mit Vergangenheit?
  4. Welche Faktoren auf der Makro- bzw. Individualebene können die Öffnung einer nationalen kollektiven Erinnerung und die Entstehung einer europäischen/transnationalen Erinnerung erklären?

Empirische Grundlage der Untersuchung bilden zum einen Fokusgruppeninterviews in den vier Ländern Deutschland, Großbritannien, Polen und Spanien, zum anderen eine Rekonstruktion der offiziellen Vergangenheitsdeutungen auf der Grundlage einer Auswertung der Sekundärliteratur und ausgewählter Dokumente.

Laufzeit

2012 – 2015

Förderung

Das Projekt wird im Rahmen der Forschergruppe „Europäische Vergesellschaftungsprozesse. Horizontale Europäisierung zwischen nationalstaatlicher und globaler Vergesellschaftung (FOR 1539)“ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Ergebnisse / Publikationen

Die Ergebnisse des Projekts sind in Aufsätzen, vor allem aber in einer 2016 erscheinenden Monographie, publiziert worden:

Jürgen Gerhards, Lars Breuer & Anna Delius (2016): Kollektive Erinnerungen europäischer Bürger im Kontext von Transnationalisierungsprozessen. Deutschland, Großbritannien, Polen und Spanien im Vergleich. Wiesbaden: Springer VS.

Leitfaden für die Gruppeninterviews

Der vollständige Leitfaden für die Gruppeninterviews in den jeweiligen Ländern kann hier heruntergeladen werden (PDF):

Deutschland | Großbritannien | Polen | Spanien

Soziologie - Euiropäische Gesellschaften