Emerging Infections
Studienprojekt im MA Sozial- und Kulturanthropologie, in Kooperation zwischen:
- Institut für Ethnologie, FU Berlin
- Fachgruppe für Infektionsschutz / Infektionsepidemiologie des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo)
- Berliner Gesundheitsämter Tiergarten-Mitte und Kreuzberg-Friedrichshain.
Projektleitung: Prof. Hansjörg Dilger und Angelika Wolf
Projekte:
- Sarah Kinnert: Kulturelle Wahrnehmung von Infektionskrankheiten am Beispiel der Schweinegrippe bei Menschen mit türkischsprachigem Herkunftskontext
- Lena Lau: Kulturen in der Gastronomie: Zu Konzepten und Prävention von Magen-Darm-Infektionen in gastronomischen Betrieben
- Louisa Schubert: EHEC in Deutschland - Szenarien der Unsicherheit
Die sich rasch und plötzlich ausbreitende EHEC-Infektion stand im Sommer 2011 im Mittelpunkt gesellschaftlichen Interesses und medialer Berichterstattung. Wie bei ähnlichen Epidemien waren vor allem Maßnahmen zur Aufklärung der Bevölkerung und zur Eindämmung des Bedrohungsszenarios gefragt. Neu auftauchende Infektionskrankheiten – Emerging Infections – sind gleichzeitig aber immer auch Krisen, anhand derer MedizinethnologInnen Aussagen über die soziale und kulturelle Konstruktion von Krankheit und Gesundheit aufzeigen können: Auf welche Art und Weise wird das Wissen über (teils neuartige) Infektionen vermittelt? Welche Bilder werden gezeigt, welche Worte gewählt, welche (metaphorischen) Assoziationen tauchen zur Erklärung der neuen "Bedrohung" auf?
Diese und ähnliche Fragestellungen werden in einem Kooperationsprojekt zwischen dem Institut für Ethnologie, der Fachgruppe für Infektionsschutz / Infektionsepidemiologie des Landesamtes für Gesundheit und Soziales sowie zwei Berliner Gesundheitsämtern untersucht. Drei Studierende des Master-Studiengangs Sozial- und Kulturanthropologie gehen der Frage nach, wie Infektionskrankheiten der letzten Jahre – EHEC, Salmonellen-Ausbrüche und Schweinegrippe – kulturell und gesellschaftlich diskutiert wurden und welche Bedeutungen unterschiedliche Akteure (Gesundheitsämter, medizinische Forschungseinrichtungen, Medien, individuelle Patienten und ihre Familien) den neuen Krankheiten zuschrieben. Im Vordergrund des Untersuchungsinteresses stehen Dynamiken der Ungewissheit und der „plötzlichen Präsenz“, die die Etablierung von Strukturen und Handlungsstrategien über einen kurzen Zeitraum hinweg kennzeichnen, sowie das Zurückgreifen auf Bedeutungen und Wissen, die sich aus Erfahrungen mit vergleichbaren epidemischen Szenarien ergeben.