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Kinderlosigkeit in Botswana

Astrid Bochow

Das Projekt erforscht den Umgang mit ungewollter Kinderlosigkeit bei einer neu entstehenden Eliteschicht von gebildeten Berufstätigen in Botswana. Bei dieser Gruppe stellt sich das Problem der Kinderlosigkeit in besonderer Weise: Sie sind mit neuen Lebenslaufmodellen konfrontiert, die die Geburt des ersten Kindes (vor allem bei Frauen) hinauszögern und die insgesamt kleinere Familiengrößen favorisieren. Noch in der Generation ihrer Eltern wurden „viele Kinder“ mit Reichtum gleichgesetzt. Und auch im heutigen Botswana wird Kinderlosigkeit mit Einsamkeit assoziiert. Viele Frauen und Männer nehmen einen unerfüllten Kinderwunsch daher in diesem Spannungsfeld wahr.

Die Forschung fragt zum einen nach möglichen lokal angebotenen Heilungsmethoden für Kinderlosigkeit. In Botswana versprechen verschiedene Spezialisten Auswege aus dieser Situation: „traditionelle Heiler“, biomedizinisch ausgebildete Ärzte sowie Pastoren und Psychologen. Diese werden mit vielfältigen körperlichen sowie nicht- körperlichen Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit konfrontiert: das Fehlen eines (Sexual)Partners, ein vorangegangener Schwangerschaftsabbruch oder aber der spätere Tod von geborenen Kindern.

Auf einer weiteren Ebene untersucht das Projekt die persönlichen Erfahrungen des Ausgegrenzt-seins von kinderlosen Frauen und Männern: Wie baut sich Kinderlosigkeit in der Biographie von Betroffenen auf? Wie erleben sie ihre Kinderlosigkeit? Welche Anfeindungen erleiden sie? Wo erfahren sie Hilfe und Zuspruch? Welchen Heilungsmethoden vertrauen sie? Diese individuellen Erfahrungen sollen Aufschluss über die Prozesse sozialer Differenzierungen und über gesellschaftliche Konflikte durch neu entstehende Familien- und Lebensmodelle geben.

Förderung: Postdoc-Stipendium der Fritz-Thyssen-Stiftung

Projektleitung: Prof. Dr. Hansjörg Dilger

SFB 1171 Affective Societies
BGSMCS
Berlin Southern Theory Lecture