Podiumsdiskussion: „Gaza und die deutschen Medien: Ein- und Aussichten“ am 04.12.2025 von 18-20 Uhr
News vom 28.10.2025
Datum: Donnerstag, 04.12.2025 von 18-20 Uhr
Ort: Hörsaal Thielallee 67, Freie Universität Berlin
Podiumsdiskussion mit:
Nadia Zaboura (Kommunikationswissenschaftlerin, Medienkritikerin und Publizistin)
Alena Jabarine (Journalistin und Autorin)
Jouanna Hassoun (Bildungsreferentin und Geschäftsführerin von Transaidency e.V.)
Moderation: Carola Richter, Freie Universität Berlin
Organisation: Carola Richter (CeMIL, Freie Universität Berlin) & Jannis Julien Grimm (INTERACT, Freie Universität Berlin)
Die deutsche Medienberichterstattung zum Gaza-Krieg steht massiv in der Kritik. Zum einen wird eine ideologische Positionierung und einseitige Parteinahme festgestellt: Je nach Perspektive reichen die Vorwürfe dabei von der unkritischen Wiedergabe der deutschen und israelischen Regierungslinien im Sinne der „Staatsräson“ bis zu Anschuldigungen eines latenten Antisemitismus. Zum anderen wird die Professionalität und Qualität der Berichterstattung in Frage gestellt: Werden die Konfliktopfer auf beiden Seiten angemessen repräsentiert? Welche Stimmen kommen zu Wort und wem wird ein Podium geboten? Wird auch mit Betroffenen von Gewalt gesprochen oder nur über diese? Wie werden Quellen mit Bezug zu einzelnen Konfliktparteien eingeordnet und kritisch hinterfragt?
Meinungsumfragen zeigen, dass die Mehrheit des Publikums die deutsche Berichterstattung rund um Gaza als einseitig pro-israelisch wahrnimmt – sowohl was die israelische Kriegsführung in Gaza angeht, also auch zu Demonstrationen und Solidaritätsbekundungen in Deutschland. Angesichts der Bilder in sozialen Medien und der Berichterstattung in anderen Ländern schenkt eine Mehrheit den deutschen Medien bei der Nahostberichterstattung wenig Glauben und attestiert ihr mangelnde Differenziertheit.
Die Podiumsdiskussion widmet sich unter dem Stichwort „Einsichten“ den Ursachen dieses Vertrauensverlustes. Sie beleuchtet dabei Prozesse in Redaktionen, Strukturen von Medienhäusern und Aufmerksamkeitsökonomien, Medien-Politik-Beziehungen und nimmt auch Versuche strategischer Einflussnahmen durch die Konfliktakteure in den Blick. Neben dieser Problemanalyse diskutieren die Panelistinnen unter dem Stichwort „Aussichten“ aber auch Perspektiven für eine differenzierte Berichterstattung sowie die mögliche Rolle von Journalist*innen, Kulturschaffenden, Politik und Zivilgesellschaft.
Über die Teilnehmerinnen:
Nadia Zaboura ist Kommunikationswissenschaftlerin, Publizistin und mehrfach ausgezeichnete Medienkritikerin. 2025 co-veröffentlichte sie Daniel Rölle und Rainer Nübel das Buch "Medien zwischen Macht und Ohnmacht. Wie Journalismus Vertrauen zurückgewinnen kann. Zu den Kernthemen ihrer Arbeit zählen Medien und Demokratie sowie Digitalisierung, Bildung und Vielfalt. Als Interviewpartnerin in Medien sowie als Expertin auf Kongressen und Fachveranstaltungen ordnet Nadia Zaboura fortlaufend aktuelle Themen ein – von der Zukunft des Journalismus über Rassismus und Demokratie-destabilisierende Diskriminierungssysteme bis hin zu Palästina und Israel.
Alena Jabarine ist Deutsch-Palästinenserin aus Hamburg. Nach ihrem Politikstudium in Hamburg und Barcelona absolvierte sie ein journalistisches Volontariat beim NDR und arbeitet seitdem u.a. als freie Journalistin. Von 2020–2022 lebte sie in Ramallah, wo sie für eine deutsche politische Stiftung arbeitete, und hat über diese Jahre ihr erstes Buch geschrieben. „Der Letzte Himmel“ erschien im Mai im Ullstein-Verlag und stieg direkt auf die Spiegel-Bestsellerliste ein.
Jouanna Hassoun ist eine palästinensisch-deutsche Aktivistin, Bildungsreferentin und Geschäftsführerin von Transaidency e.V., einer Organisation, die sie 2015 mitgegründet hat, um Dialog, humanitäre Hilfe und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Seit über 18 Jahren arbeitet sie zu den Themen Israel–Palästina, Erinnerung an den Holocaust und jüdisch-muslimischer Dialog. Gemeinsam mit Shai Hoffmann leitet sie Trialog-Projekte an Schulen in ganz Deutschland, die offene Gespräche über Identität, Konflikt und Empathie ermöglichen. Für ihr Engagement für Verständnis und Zusammenleben wurde sie mit dem Verdienstorden des Landes Berlin sowie mehreren Friedens- und Dialogpreisen in Deutschland ausgezeichnet.
Carola Richter ist Professorin für Internationale Kommunikation an der Freien Universität Berlin. Sie lehrt und forscht zu Mediensystemen und Kommunikationskulturen, insbesondere im arabischen Raum, sowie zu Auslandsberichterstattung und Public Diplomacy, Medien und Migration, Medien und Islam, sowie Media Literacy. Sie forscht seit vielen Jahren zur Rolle der Medien im Nahostkonflikt. Sie ist außerdem Mitglied im Rundfunkrat der Deutschen Welle.




