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Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Syrien seit der Unabhängigkeit

(PS 15137)

TypProseminar
Dozent/inProf. Dr. Anja Zorob
RaumIhnestr. 22/UG 2
Zeit
Dienstag, 16:00-18:00 Uhr

Beginn: 18.10.

Spätestens seit März 2011 hat der "arabische Frühling" auch Syrien erfasst, stößt allerdings im Vergleich zu Tunesien und Ägypten auf einen ebenso unerbittlichen wie gewaltsamen Widerstand von Seiten der Machthaber. Das internationale Bild der Arabischen Republik Syrien ist überwiegend geprägt durch Umschreibungen wie "finsterster Polizeistaat", "brutale Diktatur", "Schurkenstaat" oder (drohender, wirtschaftlich-sozialer) "Hinterhof der Region". Auf der anderen Seite stellte dasselbe Land jahrzehntelang in den Augen von Beobachtern einen "wichtigen Garanten der Stabilität im Nahen Osten" und eine "bedeutende Regionalmacht" dar.

Ein solches Bild verbirgt aber, dass Syrien in den letzten Jahren einen anderen Ländern der Region durchaus ähnlichen Weg des Wandels auf unterschiedlichen Ebenen beschrittenen hat, wenn auch äußerst graduell, vorsichtig und selektiv. Gleichwohl zeichnet sich Syrien durch bestimmte Eigenheiten unter anderem in Bezug auf die ethnisch-konfessionelle Vielfalt der Gesellschaft oder das seit 1970 an der Macht befindliche alawitisch geprägte Minderheitenregime unter Führung des Assad-Clans aus. Des Weiteren brüstet sich das syrische Regime weitreichende Reformen vor allem auf wirtschafts- und entwicklungspolitischer Ebene in Eigenregie und in diesem Sinne ohne den Einfluss internationaler Organisationen wie dem IWF durchgeführt zu haben. Darüber hinaus verfügte das Land über weite Strecken der letzten vier Jahrzehnte über eine Sonderrolle in den regionalen und internationalen Beziehungen. Dazu zählen nicht nur Syriens Position im Nahostfriedensprozess und sein starker Einfluss im Nachbarland Libanon oder seine "guten" Beziehungen zu Iran. Dies betrifft auch und im Besonderen das wechselvolle Verhältnis Syriens zu den USA ebenso wie zur Europäischen Union als letztes Mitglied der Euro-Mediterranen Partnerschaft, mit dem noch immer kein Assoziierungsabkommen abgeschlossen wurde.

Ziel des Seminars ist zum einen, die innergesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen auf wirtschaftlicher, sozialer und politischer Ebene seit der Unabhängigkeit Syriens im Jahr 1946 mit Rückgriff auf einschlägige theoretisch-konzeptionelle Ansätze nachzuzeichnen und dabei die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des "syrischen Weges" mit anderen Staaten der Region herauszuarbeiten. Zum anderen soll die regionalen und internationalen Beziehungen des Landes sowohl aus der Perspektive Syriens als auch der regionalen und internationalen Partner näher analysiert werden.

Das Seminar richtet sich an Studierende des Grundstudiums. Vorausgesetzt werden neben einer regelmäßigen Teilnahme die Bereitschaft, sich anhand ausgewählter Texte auf die Sitzungen selbständig vorzubereiten und ein Kurzreferat oder eine andere, vergleichbare Eigenleistung zu übernehmen. Für einen Leistungsschein ist darüber hinaus eine Hausarbeit anzufertigen. Nähere Informationen zu den detaillierten Leistungsanforderungen werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.