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Antrag

Antrag

Projektantrag (PDF, 110 KB)

Kurzzusammenfassung der Projektinhalte und -ziele

Theoretischer Kontext und thematische Fragestellung

Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Forschung werden heute wesentlich von Rechten und Normen mitbestimmt, die in öffentlichen Diskursen ausgehandelt und später legislativ oder juristisch umgesetzt werden können. In diesen Diskursen bemühen sich diverse Akteure - Parteien, Unternehmungen, Wissenschaftsorganisationen, zivilgesellschaftliche Gruppierungen usw. - darum, zu Wort zu kommen, ihre Position und ihre Argumente zu dem debattiertem Thema zu formulieren, um die Bildung ihnen nahestehender öffentlicher Mehrheitsmeinungen zu befördern.

Humanbiotechnologische Forschungszweige waren in den vergangenen Jahren verstärkt Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzungen. Mit der deutschen und der US-Debatte über Humangenomforschung werden wir die wohl umfassendste biotechnologische Debatte der vergangenen Jahre in zwei westlichen Gesellschaften untersuchen.

Analysiert wird der Zeitraum, in dem die Humangenomforschung am intensivsten diskutiert wurde; von der Phase des "Rennens" um die schnellere Sequenzierung des Humangenoms zwischen dem Human Genome Project und Celera Genomics ab 1999 über die erste Präsentation der Genomsequenz im Juni 2000 bis hin zur Veröffentlichung der Genomsequenz und deren diskursiver Nachbereitung 2001.

Um zu bestimmen, in welchem Maße Akteure erfolgreich auf den massenmedialen Diskurs Einfluss nehmen, unterscheiden wir zwei Dimensionen öffentlichen Erfolgs, die auch die beiden grundlegenden Fragestellungen des Projekts strukturieren.

  1. Standing: Welchen Akteuren gelingt es in welcher Stärke in den beiden Ländern in den Medien zu Wort zu kommen, und wie kann man die Länderunterschiede im "Standing" unterschiedlicher Akteure erklären?
  2. Framing: Welche Deutungsmuster zur Interpretation der Humangenomforschung werden in beiden Ländern benutzt, welche haben eine hegemoniale Stellung, welche Akteure benutzen welche Deutungsmuster und wie kann man mögliche Länderunterschiede im "Framing" erklären?

Forschungsmethoden

Antworten auf diese Fragen gewinnen wir durch eine systematische Inhaltsanalyse von jeweils zwei Tageszeitungen pro Land ("Süddeutsche Zeitung", "Frankfurter Allgemeine", "New York Times", "Washington Post"). Zentrale Analysekategorien bestehen den Forschungsfragen entsprechend in der Erhebung und Klassifizierung der Sprecher, die zu Wort kommen, und in der Erhebung und Klassifizierung der Deutungsmuster, die von den Akteuren zur Interpretation der Humangenomforschung benutzt werden. Zusätzlich zu der Inhaltsanalyse des medialen Diskurses führen wir eine Befragung von kollektiven Akteuren, die den Diskurs mitbestimmt haben, durch, um Informationen über deren Strategien der Medienbeeinflussung und ihre Ressourcenausstattung zu erlangen.

Soziologie - Euiropäische Gesellschaften