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Mediale Diskurse über Humangenomforschung in Deutschland und den USA im Vergleich

Leiter

Prof. Dr. Jürgen Gerhards

Mitarbeiter

Mike S. Schäfer, M.A.

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Detaillierte Projekthomepage

Fragestellung

Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Forschung werden heute wesentlich von Rechten und Normen mitbestimmt, die in öffentlichen Diskursen ausgehandelt und später legislativ oder juristisch umgesetzt werden können. In diesen Diskursen bemühen sich diverse Akteure - Parteien, Unternehmungen, Wissenschaftsorganisationen, zivilgesellschaftliche Gruppierungen usw. - darum, zu Wort zu kommen, ihre Position und ihre Argumente zu dem debattiertem Thema zu formulieren, um die Bildung ihnen nahestehender öffentlicher Mehrheitsmeinungen zu befördern.

Humanbiotechnologische Forschungszweige waren in den vergangenen Jahren verstärkt Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzungen. Mit der deutschen und der US-Debatte über Humangenomforschung werden wir die wohl umfassendste biotechnologische Debatte der vergangenen Jahre in zwei westlichen Gesellschaften untersuchen.

Analysiert wird der Zeitraum, in dem die Humangenomforschung am intensivsten diskutiert wurde; von der Phase des "Rennens" um die schnellere Sequenzierung des Humangenoms zwischen dem Human Genome Project und Celera Genomics ab 1999 über die erste Präsentation der Genomsequenz im Juni 2000 bis hin zur Veröffentlichung der Genomsequenz und deren diskursiver Nachbereitung 2001.

Um zu bestimmen, in welchem Maße Akteure erfolgreich auf den massenmedialen Diskurs Einfluss nehmen, unterscheiden wir zwei Dimensionen öffentlichen Erfolgs, die auch die beiden grundlegenden Fragestellungen des Projekts strukturieren.

Standing: Welchen Akteuren gelingt es in welcher Stärke in den beiden Ländern in den Medien zu Wort zu kommen, und wie kann man die Länderunterschiede im "Standing" unterschiedlicher Akteure erklären?

Framing: Welche Deutungsmuster zur Interpretation der Humangenomforschung werden in beiden Ländern benutzt, welche haben eine hegemoniale Stellung, welche Akteure benutzen welche Deutungsmuster und wie kann man mögliche Länderunterschiede im "Framing" erklären?

Forschungsmethoden

Antworten auf diese Fragen gewinnen wir durch eine systematische Inhaltsanalyse von jeweils zwei Tageszeitungen pro Land ("Süddeutsche Zeitung", "Frankfurter Allgemeine", "New York Times", "Washington Post"). Zentrale Analysekategorien bestehen den Forschungsfragen entsprechend in der Erhebung und Klassifizierung der Sprecher, die zu Wort kommen, und in der Erhebung und Klassifizierung der Deutungsmuster, die von den Akteuren zur Interpretation der Humangenomforschung benutzt werden. Zusätzlich zu der Inhaltsanalyse des medialen Diskurses führen wir eine Befragung von kollektiven Akteuren, die den Diskurs mitbestimmt haben, durch, um Informationen über deren Strategien der Medienbeeinflussung und ihre Ressourcenausstattung zu erlangen.

Laufzeit

01.08.2002 – 31.12.2005

Förderung

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert das Projekt im Forschungsprogramm "Forschung zu den ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten der Molekularen Medizin".

Publikationen

  • Gerhards, Jürgen & Mike S. Schäfer (2010): Normative Modelle wissenschaftlicher Öffentlichkeit. Theoretische Systematisierung und Illustration am Fall der Humangenomforschung [Normative Modells of Science in the Public Sphere. Theoretical Systematization and an Illustration Using Human Genome Research]. in: Georg Ruhrmann, Jutta Milde & Arne Zillich (eds.): Molekulare Medzin und Medien. Zur Darstellung und Wirkung eines kontroverson Wissenschaftsthemas, edited by . Wiesbaden: VS Verlag, S. 19-40
  • Gerhards, Jürgen & Mike S. Schäfer (2010): Is the Internet a Better Public Sphere? Comparing Old and New Media in Germany and the US. New Media & Society12 (1): 143-160.

  • Gerhards, Jürgen & Mike S. Schäfer (2009): Two Normative Models of Science in the Public Sphere: Human Genome Sequencing in German and U.S. Mass Media. Public understanding of Science 18(4) 437-451.

  • Gerhards, Jürgen & Mike S. Schäfer (2008): Legitimation durch Massenmedien? Die öffentliche Thematisierung der Humangenomforschung im Ländervergleich [Legitimatized by Mass Media? Public Presentation of Human Genome Research Internationally Compared]. In: Karl-Siegbert Rehberg (ed.): Die Natur der Gesellschaft. Verhandlungen des 33. DGS-Kongresses. Frankfurt & New York: Campus, S. 1078-1094

  • Gerhards, Jürgen & Mike S. Schäfer (2007): Hegemonie der Befürworter. Der öffentliche Diskurs über Humangenomforschung in Deutschland und den USA im Vergleich [Hegemony of Supporters. Comparing Mass Media Debates on Human Genome Research in Germany and the United States]. Soziale Welt 58: 367-395.

  • Gerhards, Jürgen & Mike S. Schäfer (2007): Demokratische Internet-Öffentlichkeit? Ein Vergleich der öffentlichen Kommunikation im Internet und in den Printmedien am Beispiel der Humangenomforschung [The Democratic Web? Comparing Public Communication on Human Genom Research in the Internet and in Print Media]. Publizistik 52(2): 210-228.

  • Gerhards, Jürgen & Mike S. Schäfer (2006): Die Herstellung einer öffentlichen Hegemonie. Humangenomforschung in der deutschen und der US-amerikanischen Presse [The Construction of a Public Hegemony. Human Genom Research in German and US Media]. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

  • Gerhards, Jürgen und Schäfer, Mike S. (2006): Hegemonie der Befürworter. Die deutsche und die US-amerikanische Debatte über Humangenomforschung im Vergleich. in ZiF Mitteilungen 2006/1. 12-28.
  • Gerhards, Jürgen und Schäfer, Mike S. (2005): Öffentliche Hegemonie? Eine Analyse der Medienberichterstattung über Humangenomforschung in Deutschland und den USA. S. 85-103 in Graumann, Sigrid & Grüber, Katrin (Hg.): Biomedizin im Kontext. Münster u.a.: Lit.
  • Gerhards, Jürgen und Schäfer, Mike S. (2005): Mediale Diskurse über Humangenomforschung. Berlin: Statusseminar "Ethische, soziale und rechtliche Aspekte der Molekularen Medizin" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, 14.-16.09.2005.
  • Gerhards, Jürgen und Schäfer, Mike S. (2005): Mediale Diskurse über Humangenomforschung. Berlin: Friedrichshainer Kolloquium "Biopolitische Diskurse um das humane Genom" des Instituts Mensch Ethik Wissenschaft, 24.05.2005.
  • Gerhards, Jürgen und Schäfer, Mike S. (2005): Humangenomforschung in deutschen und US-Massenmedien. Bielefeld: Kongress "Forschung in den Schlagzeilen. Biomedizin und Reproduktionstechniken in den Massenmedien" am Zentrum für Interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld, 20.-22.04.2005.
  • Gerhards, Jürgen und Schäfer, Mike S. (2003): Öffentliche Debatten über Humangenomforschung in Deutschland und den USA im Vergleich: Eine Projektskizze. in GenomXPress. Informationen aus der deutschen Genomforschung 2003 / 2: 15-16.
  • Gerhards, Jürgen und Schäfer, Mike S. (2003): Mediale Diskurse über Humangenomforschung in Deutschland und den USA im Vergleich. Bonn: Vortrag auf dem Statusseminar "Ethische, soziale und rechtliche Aspekte der Molekularen Medizin" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, 2.-4.4.2003.
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