Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Israeli Science Foundation (ISF) fördern gemeinsam neues Forschungsprojekt am Institut für Soziologie der FU Berlin und am Department of Sociology der Hebrew University Jerusalem
News vom 04.09.2025
Einstellungen zu Geschlechterrollen und sozialer Gerechtigkeit durch das Prisma von Religion und Religiosität
Prof. Dr. Stefan Liebig, Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie, Freie Universität Berlin
Prof. Barbara Okun, Ph.D., Faculty of Social Sciences, Department of Sociology, Hebrew University of Jerusalem
Prof. Liat Raz-Yurovich, Ph.D., Faculty of Social Sciences, Department of Sociology, Hebrew University of Jerusalem
Die aktuelle Forschung zu Geschlechtsrolleneinstellungen weist drei wesentliche Defizite auf: Sie verwendet (1) Typologien dieser Einstellungen, die theoretisch nicht abgeleitet sind, (2) Messinstrumente, die die Rolle des Mannes im Haushalt nur unzureichend berücksichtigen und sie liefert bislang ein wenig differenziertes Bild zum Zusammenhang von Geschlechtsrolleneinstellungen und Religion bzw. Religiosität. Ziel dieses Projektes ist es, diese Defizite auf der konzeptionellen Ebene durch einen Rückgriff auf Ansätze der sozialwissenschaftlichen Gerechtigkeitsforschung auszugleichen. Dies ist deshalb sinnvoll, weil Geschlechtsrolleneinstellungen auf Vorstellungen bezogen sind, wie Vorteile und Lasten in einer Partnerschaft aufgeteilt werden sollten und welche Aufteilungen als gerecht oder ungerecht eingeschätzt werden. Auf der Grundlage dieser konzeptionellen Erweiterung soll aufsetzend auf bestehenden und neu zu erhebenden Umfragedaten die Zusammenhänge zwischen Geschlechterrolleneinstellungen und Gerechtigkeitseinstellungen innerhalb und zwischen religiösen Gruppen vergleichend untersucht werden. Die geplante eigene Erhebung wird als registerbasierte Bevölkerungsumfrage in Deutschland und Israel mit surveyexperimentellen Elementen durchgeführt. Ziel ist es, die Heterogenität in Bezug auf Religion und Religiosität, kulturelle Traditionen, Familienstrukturen sowie soziale Institutionen und Politiken zur Erklärung von Geschlechtsrolleneinstellungen zu nutzen.