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PrEP-Intimitäten in / aus Berlin

PrEP-Intimitäten in Berlin

PrEP-Intimitäten in Berlin

Max Schnepf

Dieses Forschungsprojekt beschäftigt sich mit PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe), einem Medikament, das zuverlässig vor einer HIV-Infektion schützt. Es fragt danach, welche Hoffnungen und Ängste Menschen mit der Einnahme verbinden – besonders in queeren Communities, die historisch stark von HIV/AIDS betroffen sind. Durch ethnografische Feldforschung in Deutschland und Kolumbien untersucht das Projekt, wie PrEP vor Ort erlebt wird und welche globalen Verbindungen – etwa in Gesundheitspolitik, queerer Kunst oder Aktivismus – sich daran knüpfen.

Seit Beginn der HIV/AIDS-Epidemie standen Maßnahmen zur Verhaltensänderung, vor allem der Gebrauch von Kondomen, im Zentrum der Prävention. Mit PrEP ist nun ein biomedizinischer Schutz möglich, den Menschen selbstbestimmt nutzen können. Doch ihre Einführung wirft neue Fragen auf: Wer hat Zugang zu PrEP? Wie verändert sie Vorstellungen von Sexualität? Und welche Debatten über Lust, Verantwortung oder Risikoverhalten treten auf?

Der erste Teil des Projekts, „PrEP-Intimitäten in Berlin“ (04/2022-06/2024), richtete den Blick auf den Alltag queerer Communities in Berlin. Er zeigte, wie PrEP in medizinischen Gesprächen, subkulturellen Diskursen und intimen Beziehungen verhandelt wird. Auch der Umgang mit der Geschichte von HIV/AIDS spielte eine Rolle – in Form von Erinnerungen, Schweigen oder Unterschieden zwischen Generationen. Das Projekt zeigte, dass PrEP mehr ist als nur eine Pille: Sie wird Teil davon, wie Menschen über Gesundheit, Begehren und Nähe denken.

Der zweite Teil, „PrEP-Intimitäten aus Berlin“ (07/2024-06/2026), nimmt eine transnationale Perspektive ein. Er folgt den Bewegungen von Menschen, Ideen und Medikamenten zwischen Berlin und Kolumbien. Durch die Untersuchung dieser transnationalen Verflechtungen macht das Projekt sowohl Solidaritäten als auch Ungleichheiten sichtbar – und setzt sich kritisch mit dominanten Perspektiven des Globalen Nordens auf HIV-Prävention auseinander. Es fragt, was PrEP an unterschiedlichen Orten bedeutet – und welche Spannungen entstehen, wenn eine globale Präventionsstrategie auf lokale Realitäten trifft.

So zeigt das Projekt, welche Chancen PrEP für die HIV-Prävention bietet – aber auch, wo neue Ausschlüsse entstehen. Gleichzeitig leistet es einen Beitrag zur Queeren Anthropologie und Critical Medical Anthropology, indem es die engen Verflechtungen von Medizin, Sexualität und Alltagsleben sichtbar macht.

 

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Leitung: Prof. Dr. Hansjörg Dilger
Wissenschaftliche Mitarbeit: Max Schnepf
Studentische Mitarbeit: Benjamín Kuhn Weber
Laufzeit: April 2022 – Juni 2026

SFB 1171 Affective Societies
BGSMCS
Berlin Southern Theory Lecture