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Abgeschlossene Projekte

Anfechtungen des Leitbilds multikultureller Vielfalt

Das literaturwissenschaftlich und soziologisch ausgerichtete Projekt untersucht die Emotionen und Affekte, die im deutschsprachigen öffentlichen Diskurs die literarischen und politischen Anfechtungen des Leitbilds multikultureller Vielfalt bestimmen und sich somit als zentrale Elemente einer sich ändernden politischen Kultur erweisen. Das Projekt fragt, welche semantischen, ästhetischen, rhetorischen und affektiven Formen diese Kritik hervorbringen und inwieweit sich hierbei literarisch-publizistische Positionen und „rechtsintellektuelle“ Gegenöffentlichkeit zu einer gemeinsamen Diskursbewegung verschränken.

Potenziale der Zivilgesellschaft: Solidarisches Verhalten bei der Krisenbewältigung (SolZiv)

Die Corona-Pandemie hat unser Zusammenleben auf den Kopf gestellt: Der Alltag ist geprägt von Maßnahmen zur Eindämmung, darunter Kontaktverbote und Maskenpflicht, geschlossene Geschäfte und Bildungsstätten. Diese beruhen auf dem Gedanken der Solidarität: Wir schützen uns gegenseitig vor Ansteckung und unser Gesundheitssystem vor Überlastung. Doch Solidarität lässt sich nur begrenzt politisch vorgeben, sie wird von den Bürger*innen gelebt. Wie bei früheren Krisen spielt dabei die Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle: Sie vernetzt Bürger*innen, stärkt solidarisches Verhalten, unterstützt Hilfsbedürftige bei der Bewältigung, sie artikuliert auch Kritik und macht auf Missstände aufmerksam. Gleichzeitig bringen Einschränkungen der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit das Vereins- und Verbandsleben zum Erliegen und Erschweren viele gewohnte Formen des zivilgesellschaftlichen Engagements.

Das SolZiv-Projekt untersucht Ausmaß und Bedingungen solidarischen Verhaltens in zivilgesellschaftlichen Formen. Zum einen: Wer engagiert sich zivilgesellschaftlich? In welcher Form? Und wie wird das Engagement trotz weitreichender Kontaktverbote praktisch umgesetzt? Zum anderen: Wer profitiert vom Engagement? Wer fühlt sich übersehen? Und welche Angebote nehmen Bedürftige an? Dies sind entscheidende Fragen, um die gesellschaftlichen Folgen der Pandemie zu verstehen und Maßnahmen abzuleiten, die die Zivilgesellschaft bei der Krisenbewältigung gezielt fördern.

Um das aktuelle Dilemma der Zivilgesellschaft systematisch zu erfassen, werden im Rahmen des Projekts Bevölkerungsumfragen in fünf europäischen Ländern durchgeführt (mit zwei Wellen in Deutschland) sowie eine Organisationsbefragung in Deutschland. Das Verbundprojekt wird von der Berlin University Alliance (BUA) gefördert und ist an der Schnittstelle von Soziologie, Politikwissenschaft und Psychologie angelegt. Die Schwerpunkte der Analyse liegen im Bereich Soziologie der Emotionen und sozialer Ungleichheit (PI Christian von Scheve, FU Berlin), Persönlichkeitspsychologie (PI Jule Specht, HU Berlin) sowie vergleichende Zivilgesellschafts- und Organisationsanalyse (PI Swen Hutter).

AFFIN - Affektive und kulturelle Dimensionen von Integration in Folge von Flucht und Zuwanderung 

Das AFFIN-Verbundvorhaben widmet sich der durch Flucht- und Migration bedingten Zuwanderung und den sich dadurch ergebenden Herausforderungen an Gesellschaft und sozialen Zusammenhalt. Zentrale These des Vorhabens ist, dass sich Zusammenhalt auch über Werte, Gefühle und Emotionen definiert. Ziel ist es, diese bisher nur marginal beforschten Aspekte von Integration interdisziplinär zu analysieren, um den gesellschaftlichen Wandel durch Zuwanderung zu verstehen und Handlungsvorschläge für gesellschaftliche Entscheidungsträger zu entwickeln.

Im Teilprojekt 1 "Werthaltungen von Geflüchteten und einheimischer Bevölkerung" untersucht das Team der Freien Universität zunächst, wie sich die Werthaltungen Geflüchteter von denen der einheimischen Bevölkerung unterscheiden und wie sie sich gegebenenfalls während des Aufenthalts in der Bundesrepublik verändern. Weiterhin wird untersucht, wie sich die Einstellungen zu den Werthaltungen von Migrant*innen verhalten, die schon längere Zeit in Deutschland leben und zu den Werthaltungen der Bevölkerung in den Herkunftsländern. Auch wird der Frage nachgegangen, ob und wie Werthaltungen zum Objekt affektiver Zugehörigkeitsgefühle werden.

Ausführliche Informationen zu den 4 Teilprojekten und den aktuellen Aktivitäten finden sich auf der Projekt-Webseite

  • Projektleitung: Prof. Dr. Christian von Scheve
  • Drittmittelgeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Programm „Migration und gesellschaftlicher Wandel“, Themenfeld I: "Diversität und kultureller Wandel durch Zuwanderung"
  • Dauer: 2018 - 2021

Risikopraktiken im Finanzsektor und in der Politik

Die Auseinandersetzung mit komplexen Risiken hat sich zu einer zentralen Aufgabe gegenwärtiger westlich-demokratischer Gesellschaften entwickelt. Politische, wirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Akteure teilen dabei weitgehend die Annahme, dass Risiken "beherrschbar" und somit potenziell auch kontrollierbar sind. Zugleich finden sich, aus Gründen der sozialen Konstruktion von Risiken, in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen differierende Vorstellungen davon, was als Risiko gilt, wie Risiken zu bewerten sind und wie mit ihnen umzugehen ist. Besonders evident wird dies im Finanzsektor und in der Politik, in denen Risiken überaus unterschiedlich konnotiert sind. Während im Finanzsektor Risiko und Chance in der Regel gedanklich positiv verknüpft sind, gelten Risiken in vielen anderen Bereichen, so auch in der Politik westlich demokratischer Gesellschaften, eher als etwas zu Vermeidendes. Solche Differenzen können zu gesellschaftlichen Herausforderungen werden, wenn es um die Interaktion und Koordination zwischen gesellschaftlichen Feldern, die Hegemonialität von Risikodeutungen sowie um Strategien des Umgangs mit Risiken geht. Bisher ist nur wenig über spezifische Bedeutungen von Risiko in unterschiedlichen Feldern und die Konsequenzen von Interaktions- und Aushandlungsprozessen zwischen diesen Feldern bekannt. Das Projekt nimmt die Finanz- und Eurokrisen zum Anlass, um (a) spezifische Deutungsmuster von Risiko im Finanzsektor und in der Politik zu analysieren und um (b) vergleichend zu untersuchen, wie und mit welchen Konsequenzen sich Risikodeutungen durch Interaktionen zwischen beiden Feldern verschieben. Insbesondere sollen die diesen Verschiebungen zugrunde liegenden Translationsprozesse, also Übersetzungen und Entgrenzungen von Risikodeutungen zwischen gesellschaftlichen Feldern, rekonstruiert werden. Das Forschungsvorhaben geht von der These aus, dass eine fortschreitende Verschränkung und Verflechtung beider Felder zu beobachten ist, die für die basale Bedeutung von Risiko als maßgeblichem Bezugspunkt des finanzwirtschaftlichen und politischen Handelns folgenreich ist, wenigstens aber eine Verständigung über unterschiedliche Risikovorstellungen notwendig gemacht hat. Wir möchten wissen, welche Konsequenzen zu erwarten sind, wenn Risikodeutungen aus der Finanzökonomie im Feld der Politik handlungsleitend werden und mit welchen gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen zu rechnen ist, wenn Akteure im Finanzsektor politische Entscheidungen als Risiken verbuchen, die in ihrem Handeln entsprechend zu antizipieren sind. Diesen leitenden Fragen widmet sich das geplante Vorhaben mit dem Ziel, ein empirisch gesättigtes theoretisches Verständnis der Risikodeutungen und -bedeutungen sowie deren Handlungsimplikationen in Politik und Finanzsektor zu entwickeln.


Feelings of Religious Belonging and the Rhetorics of Injury in Public and in Art

Das Teilprojekt untersucht aus soziologischer und literaturwissenschaftlicher Perspektive die diskursiven Konstruktionen, Rhetoriken und das Erleben von Gefühlen religiöser Zugehörigkeit und ihre Bedeutung in Konflikten um Anerkennung in der multireligiösen Gesellschaft Deutschlands. In vielen westlichen Ländern führen seit einiger Zeit religiöse Praktiken, etwa das Tragen von Kopftüchern oder rituelle Beschneidungen, zu Konflikten mit rechtlichen Normen und dem kulturellen Selbstverständnis eines säkularen Staats. Auch künstlerische Auseinandersetzungen mit religiösen Fragen führen in der Öffentlichkeit zu Konflikten mit religiösen Gruppen, wie zum Beispiel der Streit um „Mohammed-Karikaturen“ zeigt. Diese Auseinandersetzungen werden häufig mit Verweis auf solche Emotionen und Affekte ausgetragen, die qua religiöser Zugehörigkeit und Überzeugung erlebt und so zum Gradmesser von Anerkennung, Differenz und symbolischer Grenzziehung werden. Politische und zivilgesellschaftliche Akteure produzieren und bedienen sich dieser Emotionen, und zugleich werden diese von Vertretern religiöser Gruppen als Politikum inszeniert. Dabei geht es um die „Verletzbarkeit“ bzw. den „Schutz“ der selbst- und fremdzugeschriebenen Emotionen, um Rhetoriken der Empörung, der Verachtung und des Hasses, die nicht selten auf verweigerter Anerkennung basieren, sowie um Veränderungen des affektiven Erlebens von Zugehörigkeit. Das konfliktreiche Zusammenleben in multireligiösen Gesellschaften kann, so die Prämisse des Projekts, nur verstanden werden, wenn die Dynamiken zwischen der diskursiven Konstruktion, der sprachlich-rhetorischen Manifestation und dem affektiven Erleben von Gefühlen religiöser Zugehörigkeit im Spannungsfeld von Auseinandersetzungen um Anerkennung analysiert werden.


The Emotion Paradox: Depression and Emotional Well-being across the Lifespan

The Project „The Emotion Paradox“ seeks to understand why depression is less prevalent in older adults than in younger adults and adolescents and why older adults enjoy better emotional well-being – despite the fact that old age is commonly associated with factors detrimental to well-being, such as illness or loss of companions. Likely candidates explaining this paradox are age related changes in the processing of emotions and in emotion regulation capabilities. Although the individual factors implicated in emotion processing and regulation are comparably well understood, little is known about how they interact with broader social and societal circumstances, such as socio-economic status, education, or embeddedness into social networks. The project aims at investigating these interactions and their associations with age to better understand depression over the life course. The project pursues three main objectives: (1) investigate the links between emotion processing and regulation capacities, age, and depression in a cross-sectional design using various socio-demographic, psychometric, and genetic traits; (2) establish how various socio-demographic and social network indicators are associated with mental health and emotional well-being over the life span using data from a representative longitudinal household survey, the German Socio-Economic Panel (SOEP); (3) develop a dedicated sample for longitudinal observation that includes individual and social contextual factors in the interaction of emotion, aging, and depression over the life span.


Ein Volk von Neidern? Neid und Missgunst im interkulturellen Vergleich

Neid ist eine Emotion, die sich in fast allen bekannten Kulturen findet und eng an kulturspezifische Bewertungsmuster von sozialer Ungleichheit geknüpft ist. Neid kann unterschiedlich erlebt werden und zu gegensätzlichen Handlungstendenzen mit sehr unterschiedlichen Auswirkungen für gesellschaftliche Miteinander führen. Einerseits sind destruktives und konfliktorientiertes Verhalten die Folge des Neiderlebens, andererseits führt Neid zu emulativem und kompetitivem Verhalten. Angesichts dieser Eigenschaften geht das Projekt der Frage nach, ob und wie bestimmte kulturelle und sozio-ökonomische Faktoren systematisch das Erleben einer der beiden Facetten des Neids begünstigen. Das Projekt prüft diese Frage, indem es Neid-Reaktionen von Menschen aus drei verschiedenen Kulturen auf identische soziale Vergleichssituationen analysiert. Mit Hilfe von funktioneller Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT) und semi-strukturierten Interviews untersuchen wir damit die interkulturellen Unterschiede im Erleben der beiden Ausprägungen Neids. Wir gehen davon aus, dass stabile kulturelle und sozio-ökonomische Bedingungen das Erleben unterschiedlicher Arten des Neides tiefgreifend prägen. Insgesamt beleuchtet das Projekt die sozio-kulturellen Dynamiken der psychophysischen Verarbeitung genuin sozialer Stimuli und liefert Erklärungsansätze für unterschiedliche Arten des Neids in Reaktion auf wahrgenommene soziale Ungleichheit.


Kollektive Emotionen und nationale Identifikation am Beispiel der FIFA Fußballweltmeisterschaft 2010

Was sind Zugehörigkeitsgefühle? Welche Rolle spielen sie für die Identifikation mit einer Gruppe oder Nation? Und wie beeinflussen sie das soziale Handeln? Diese Fragen werden in den Sozialwissenschaften seit langem intensiv diskutiert. Bis heute bleibt jedoch unklar, welche Prozesse und Mechanismen der Verankerung und Priorisierung von nationaler und kollektiver Identität zugrunde liegen und welche Rolle Emotionen dabei spielen. Das Projekt geht diesen Fragen nach und bündelt dabei Expertise aus Soziologie, Psychologie und Neurowissenschaften. Soziologische und sozialpsychologische Theorien legen nahe, dass das Erleben kollektiver Emotionen die Identifikation mit der eigenen Gruppe oder Nation sowie langfristige Gefühle der Zugehörigkeit hervorrufen und verstärken kann. Gleichzeitig werden diesen Gefühlen auch (negative) Auswirkungen auf das Verhalten gegenüber Außenstehenden zugeschrieben. Wir prüfen diese Annahmen, indem wir die FIFA Fußball-WM 2010 als natürliches Experiment betrachten, bei dem zuverlässig kollektive Emotionen ausgelöst werden. Anhand von standardisierten Befragungen untersuchen wir den Grad der nationalen Identifikation sowie die Einstellungen gegenüber anderen Gruppen in Abhängigkeit der während der WM erlebten kollektiven Emotionen. Zudem untersuchen wir mit Hilfe funktioneller Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT) die körperliche bzw. neurophysiologische Signatur der affektiven Bedeutung nationaler Symbole vor und nach der WM. Schließlich prüfen in einem spieltheoretischen Ansatz, welche Auswirkungen das Empfinden kollektiver Emotionen auf das Verhalten gegenüber Fremdgruppenmitgliedern in einem sozialen Dilemma hat.


Die affektive Verankerung von Sozialität: Sprache, Physiologie und soziale Differenz

Das Projekt geht der Frage nach, wie die affektive Verankerung von Sozialität entlang ausgewählter Kriterien sozialer Differenzierung variiert. Dazu untersuchen wir für eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe zunächst die affektive Konnotation von Wörtern aus semantischen Feldern, die zwei elementare Kategorien des Sozialen widerspiegeln und zentral für Prozesse sozialer Kohäsion und Desintegration sind: Autorität und Gemeinschaft. Wir gehen davon aus, dass diese Konnotationen vor allem auf subjektiven Interaktionserfahrungen und sozial vermitteltem Wissen basieren. Daher prüfen wir in einem zweiten Schritt mittels Modellierung und Simulation die affektiven Resultate prototypischer Interaktionen. In einem dritten, experimentellen Schritt untersuchen wir die Verkörperlichung (embodiment) von affektiven Interaktionserfahrungen. Dazu präsentieren wir Probanden unterschiedlicher sozialer Herkunft affektiv konnotierte Wörter sowie durch unser Simulationsmodell prognostizierte emotionale Interaktionsresultate und erfassen mittels Elektroenzephalographie (EEG) und Messung elektrodermaler Aktivität (EDA) neuronale und physiologische Korrelate der Reaktionen der Probanden auf dieses sprachliche Material. Wir vermuten systematische Zusammenhänge von sozialen Differenzierungskriterien, affektiven Konnotationen sowie Interaktionsresultaten und psychophysiologischen und neuronalen Aktivitätsmaßen.


Angst und Ärger: Dimensionen sozialer Ungleichheit

Das Projekt prüft empirisch die Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit des Erlebens von Ärger und Angst in Abhängigkeit sozialer Ungleichheitsmerkmale. Eine der Kernthesen soziologischer Emotionstheorie betrifft die sozialstrukturelle Distribution sowie die sozialkulturelle Differenzierung von Emotionen. Demnach variiert das emotionale Erleben entlang der gesellschaftlichen Verteilung von Ressourcen (ökonomisch und sozial) und Normen bzw. Überzeugungen, wobei die theoretisch postulierten Effekte uneinheitlich sind. Auf Grundlage der Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), einer Befragung von über 20.000 Erwachsenen in privaten Haushalten, die 2007 eine Kurzskala zu Emotionen enthält, sollen diese Zusammenhänge erstmals für eine repräsentative Zufallsstichprobe der in Deutschland lebenden Bevölkerung quantitativ analysiert werden. Dabei sollen sowohl Hypothesen geprüft werden, die einerseits aus soziologischen Emotionstheorien und andererseits aus der soziologischen Sozialstrukturanalyse generiert wurden, als auch explorativ-deskriptive Analysen der Daten durchgeführt werden. Die im SOEP erfragten soziodemografischen Merkmale erlauben es, nach wesentlichen Kriterien sozialer Ungleichheit, etwa dem sozioökonomischen Status, dem Geschlecht oder dem Migrationshintergrund, zu unterscheiden. Als intervenierende Mikro- und Makrovariablen werden, je nach Datenlage, Familienstand, Persönlichkeitsmerkmale, Kontrollüberzeugung sowie Lebenszufriedenheit einfließen. Das Projekt versteht sich darüber hinaus auch als ein Ausgangspunkt für einen geplanten Ausbau und die Weiterentwicklung emotionsbezogener Fragestellungen im SOEP.


Vergebung: Konzeptuelle und empirische Analysen

Vergebung gilt weithin als bedeutender Mechanismus der Konfliktbewältigung und ist im Gegensatz zu Rache und Vergeltung ausnahmslos moralisch positiv konnotiert. Eine weitgehend ungeklärte Frage ist, mit Blick auf welche Vergehen Vergebung überhaupt möglich und wünschenswert ist und welche individuellen und sozialen Faktoren die Gewähr von Vergebung wahrscheinlich machen. Die Forschung zur Vergebung aus unterschiedlichen Disziplinen zeigt, dass Vergebung unter anderem durch die Transformation von negativen in positive Emotionen gegenüber Tätern befördert wird. Ziel des Projekts ist daher, die emotionalen, dispositionalen und soziodemografischen Grundlagen von Vergebung zu untersuchen. Zudem geht das Projekt der Frage nach, wie individuelle und sozial-situative Faktoren in Vergebungssituationen miteinander interagieren. Diesen Fragen geht das Projekt anhand von Umfragedaten des sozio-oekonomischen Panel (SOEP), narrativen Interviews und einem experimentellen Forschungsdesign nach.


Emotional Cues in American Popular Music: Five Decades of the Top 40

Some musical characteristics are cues to happiness (fast tempo, major mode) whereas others are cues to sadness (slow tempo, minor mode). Listening to music with inconsistent cues (fast/minor, slow/major) leads to mixed feelings and perceptions, or to simultaneous happy and sad responding. Mixed responding is also evident when listeners feel positive about a piece that expresses negative affect, such as when they enjoy sad-sounding music. Our goal is to examine Americans’ consumption of popular music over the past 50 years in order to identify: (1) emotional cues that music listeners prefer, (2) how these preferences have changed over time, and (3) ways in which preferences associated with emotions co-vary with other socio-cultural phenomena. The sample will comprise the “Top 40” songs from 25 different years spanning five consecutive decades. Each of 1000 songs will be analyzed according to its tempo (in beats per minute) and mode (major or minor). Subsequent analyses will examine if the use of minor mode in popular music has increased over time, if musical tempo has changed over time, and if increases in the use of minor mode have been particularly notable for fast-tempo music (e.g., dance music).


Emotionen in Wirtschaftskrisen

Das Projekt geht davon aus, dass neben ökonomischen Faktoren dem öffentlichen Diskurs eine eigenständige Erklärungskraft für die Entwicklung von Wirtschafts- und Finanzkrisen zukommt. Wir interessieren uns vor allem für drei Elemente, die wir als maßgeblich für das Framing ökonomischer Entscheidungen vor allem der privaten Haushalte ansehen: die Zuschreibung von Verantwortung für die Ursachen der Krise, die Benennung der durch sie hervorgerufenen Emotionen sowie die interpretativ wie affektiv wirksamen Sprachbilder, in denen sie dargestellt wird. Wir fragen, welche Rolle Emotionen im Diskurs zur Wirtschaftskrise spielen, insbesondere in der massenmedialen Berichterstattung und in den Aussagen politischer Schlüsselakteure, die wir aufgrund ihrer besonderen Motivlage als Kontrastfolie in die Analyse einbeziehen. Allgemein formuliert: Wie werden ökonomische Krisen emotional konstruiert? Welche Emotionen werden angesprochen und welche emotionsrelevanten Deutungsmuster transportiert? Haben diese im zeitlichen Verlauf eine bestimmte Sequenz (etwa von Angst zu Wut übergehend)? Und in welchem Zusammenhang stehen sie zu volkswirtschaftlichen Indikatoren, beispielsweise zu Konsumklima, Sparquote, Börsen-Indices und Arbeitslosenzahlen?