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Die Politik und die Publizistikwissenschaft

Wissenschaftssenator Peter Glotz und FU-Präsident Eberhard Lämmert auf einer Podiumsdiskussion beim Tunix-Kongress an der TU Berlin am 28. Januar 1978

Wissenschaftssenator Peter Glotz und FU-Präsident Eberhard Lämmert auf einer Podiumsdiskussion beim Tunix-Kongress an der TU Berlin am 28. Januar 1978
Bildquelle: ullstein bild / Peter Rondholz

Publikation der ADS zum Berufsverbot von Klaus Betz, 1974 Tutor, 1977 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik.

Publikation der ADS zum Berufsverbot von Klaus Betz, 1974 Tutor, 1977 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik.
Bildquelle: Privatarchiv Klaus Betz

Wilhelm Kewenig (1987)

Wilhelm Kewenig (1987)
Bildquelle: Foto: Horst Siegmann / Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 Nr. 0287746

Im Abgeordnetenhaus gibt es in den 1970ern von der CDU getriebene Redeschlachten über eine „kommunistisch unterwanderte“ Freie Universität. Im Mittelpunkt: Der Fachbereich 11 Philosophie und Sozialwissenschaften, zu dem die Publizistikwissenschaft gehört. Gefordert wird die Rücknahme von Mitbestimmung und mehr staatliche Kontrolle. Die Forderungen werden flankiert von Gesetzen (siehe rechtlicher Kontext) und von Kampagnen der konservativen Notgemeinschaft für eine freie Universität (NofU) öffentlichkeitswirksam unterstützt. Die NofU veröffentlicht Verzeichnisse, in denen auch Publizistikwissenschaftler namentlich aufgeführt werden, die sich in den SEW-nahen Aktionsgemeinschaften von Demokraten und Sozialisten engagiert haben. 1980 löst der SPD-Wissenschaftssenator und Kommunikationswissenschaftler Peter Glotz den Fachbereich auf. Seine Diagnose: fehlende Rechtskonformität und eine „ungünstige Personalstruktur“. Sein Plan für die Publizistikwissenschaft: Gründung eines eigenständigen Fachbereichs mit mehr Professuren. Ausbau der Professuren auch, um die Lehre aus dem Einflussbereich des Mittelbaus zu nehmen. Dafür werden Mittelbaustellen gekürzt. Die Maßnahmen bringen zwar eine gewisse Befriedung, aber auch Lähmung. Der Aufbau des neuen Fachbereichs dauert. Aus dem Ausbau wird nichts. 1981 wechselt die Regierung. Dem CDU-Senat reichen die Maßnahmen nicht. Wissenschaftssenator Wilhelm Kewenig folgt mit einer Blockberufung 1985/86 den Empfehlungen eines von ihm eingesetzten konservativ besetzten Expertengremiums und gestaltet die Publizistikwissenschaft grundlegend um. Die neuen Schwerpunkte: Geschichte, Journalismus und Empirie (vgl. den Stammbaum der Professuren am IfPuK).

Rechtlicher Kontext

1969 Berliner Universitätsgesetz
Professoren verlieren absolute Mehrheit in Gremien, erweiterte Mitbestimmung sowie weitere Reformen

1972 „Radikalenerlass“
Gemeinsamer Beschluss von Bundesregierung und Ministerpräsidenten. Ziel: Zugangsbarriere zum öffentlichen Dienst für Personen, die an als verfassungswidrig eingestuften Aktivitäten teilgenommen haben

1973 Bundesverfassungsgerichtsurteil
Dominierende Stellung von Professoren in Gremien festgeschrieben

1974 Novellierung Berliner Universitätsgesetz
verstärkte staatliche Kontrolle der Verwaltung, Professorenmehrheit in Gremien

1978 Berliner Hochschulgesetz
Wiedereinführung professoraler Mehrheit in Gremien, Umsetzung des Hochschulrahmengesetzes von 1976

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